Christian Lell gewann 56,3 Prozent seiner Zweikämpfe
Christian Lell gewann 56,3 Prozent seiner Zweikämpfe

"An die eigene Nase fassen"

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Freiburg - Nach dem turbulenten Unentschieden in Freiburg zeigt sich Herthas Christian Lell enttäuscht über das Ergebnis und das Spiel seiner Mannschaft im zweiten Durchgang. Doch der Mittelfeldmann weiß auch um die Qualitäten im Spiel des Aufsteigers.

Frage: Herr Lell, wie fällt Ihr Fazit nach dem 2:2 in Freiburg aus? Wie haben Sie das Spiel erlebt?

Christian Lell: Wir hatten einige gute Konterchancen, die wir aber leider nicht genutzt haben. Sonst wäre mehr drin gewesen heute.

Frage: Sie wirken nicht ganz zufrieden mit dem Punkt.

Lell: Ich finde aber auch, dass wir die Gegentore zu leicht bekommen haben. Die wären vermeidbar gewesen. Und deswegen ist es aus unserer Sicht bitter und unnötig, dass wir nur mit einem Punkt nach Hause fahren.

Frage: Wie wäre das zu vermeiden gewesen?

Lell: Wir müssen die Konter sauber ausspielen, die Entscheidung erzwingen, dann brennt auch nichts mehr an. Wir hatten es selbst in der Hand.

Frage: Im zweiten Durchgang haben die Freiburger allerdings auch sehr konsequent nach vorne gespielt.

Lell: Das stimmt. Die haben gegen Ende hin einen enormen Druck erzeugt und ein sehr gutes Pressing gespielt. Uns war aber durchaus klar, dass Freiburg noch mal kommen würde. Aber dann muss man eben die Bälle vernünftig klären, dann verlassen wir als Sieger den Platz

Frage: Liegt es an der fehlenden Cleverness eines Aufsteigers, dass das nicht so gut geklappt hat?

Lell: Das weiß ich nicht. Wir haben es eben einfach nicht geschafft, frühzeitig umzuschalten.

Frage: Was meinen Sie?

Lell: Solche Fehler wie beim 0:1, als wir den Ball einfach nicht aus der Gefahrenzone bekommen, dürfen einfach nicht passieren in der Bundesliga. Das wird dann gnadenlos bestraft.

Frage: In diesem kuriosen Spiel wurde auch ein Treffer der Freiburger aberkannt - nachdem es zuerst den Anschein hatte, als habe der Schiedsrichter auf Tor entschieden.

Lell: Für die Freiburger ist das natürlich sehr bitter, und für uns hätte das eigentlich das Signal sein müssen, uns noch einmal so richtig zusammenzureißen, dafür zu sorgen, dass nichts mehr anbrennt. Wie gesagt, das ist sehr bitter. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen.

Frage: In die Halbzeit ging es mit einer komfortablen 0:2-Führung. Ist das nicht auch ein gefährlicher Spielstand, weil man sich insgeheim sicher fühlt?

Lell: Wir wollten auf Konter spielen und die Führung ausbauen. Wir haben uns auch nicht sicher gefühlt, sondern in der Halbzeit klar angesprochen, dass wir wach sein müssen, weil Freiburg sicher noch mal alles versuchen wird. Daran lag es nicht.

Frage: Immerhin haben Sie einen Punkt mitgenommen und den Abstand auf Freiburg konstant gehalten. Und eine gewisse Qualität im Konter hat man auch gesehen. Gibt es nicht auch Grund zur Zufriedenheit?

Lell: Das Konterspiel ist sicher auch eine unserer Stärken. Wir versuchen ja generell, kompakt zu stehen und mit unseren schnellen Stürmern schnell umzuschalten. Aber leider hat uns in unseren Offensivaktionen einfach die Klarheit gefehlt.

Das Interview wurde von Christoph Ruf aufgezeichnet