Mladen Petric (r.) hat in der Liga bisher acht Saisontore auf seinem Konto
Mladen Petric (r.) hat in der Liga bisher acht Saisontore auf seinem Konto

Als kämpferische Einheit nach Europa

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"6:0!" Als der kleine Tim "Einpeitscher" Lotto King Karl seinen Tipp für die Partie gegen den 1. FC Nürnberg verriet, konnten sich selbst eingefleischte HSV-Anhänger ein Lachen nicht verkneifen.

Nur 25 Minuten nach Anpfiff lachte niemand mehr über den Hamburger Jung. Die Norddeutschen führten durch Tore von Jonathan Pitroipa und einen "Doppelpack" von Mladen Petric klar mit 3:0.

Am Ende stand es dank eines weiteren Treffers von Ruud van Nistelrooy in der 73. Minute 4:0 für den HSV. Aber es war weniger ein Verdienst der Gäste, dass es keine höhere Klatsche für die abstiegsgefährdeten Franken gab.

"Nach der Führung zurückgeschaltet"

"Wir haben nach der klaren Führung einige Gänge zurückgeschaltet", sagte Petric gegenüber bundesliga.de: "Natürlich haben wir nach dem schweren Spiel in Fulham unsere Beine gespürt, aber wir hatten uns vorgenommen, nach dem Aus im Europapokal die Fans mit einem Sieg im letzten Heimspiel der Saison ein wenig zu versöhnen. Die schnelle Führung hat uns da sehr geholfen. Der Sieg hätte weit höher ausfallen können." - Und der kleine Tim hätte mit seinem Tipp durchaus richtig liegen können.

Aber nicht nur den Fans wollte man ein kleines Trostpflaster nach einer "total verkorksten Rückrunde", wie HSV-Boss Bernd Hoffmann die Leistung des HSV nach der Winterpause beschreibt, bieten.

Moniz als guter Motivator

"Der Trainer hat uns nach der Niederlage in Fulham toll motiviert und uns davon überzeugt, dass wir noch eine Chance auf die Europa League haben", lobt Jerome Boateng Interimscoach Ricardo Moniz, der erst unter der Woche für den entlassenen Bruno Labbadia eingesprungen war.

"Nach dem Spiel in Fulham waren wir alle tot. Ich habe den Spielern gesagt: 'Wir dürfen tot sein - für einen Tag, aber dann muss alles vorbei sein. Das sind wir dem Publikum schuldig'", so der vom Techniktrainer zum Cheftrainer aufgestiegene Niederländer: "Außerdem habe ich den Spielern klargemacht, dass wir den Kampf um einen Platz in der Europa League nicht aufgeben, so lange rechnerisch noch was möglich ist."

"Werden in Bremen noch mal alles geben"

Und der Trainer sollte Recht behalten: Da der VfB Stuttgart gegen Mainz 05 nicht über ein 2:2 hinauskam, fällt die Entscheidung über Platz 6 erst am 34. und letzten Spieltag der Saison.

"Wir werden in Bremen noch einmal alles geben", verspricht Boateng. "Mit denen haben wir doch eine Rechnung offen", spielt der U-21-Europameister von 2009 auf die Niederlagen gegen den Nordrivalen in den Halbfinals von UEFA-Cup und DFB-Pokal in der vergangenen Saison an.

Van Nistelrooy freut sich auf Bremen

Auch van Nistelrooy fiebert dem Nordderby in Bremen entgegen: "Viele Leute haben mir beschrieben, wie wichtig das Duell gegen Bremen gerade für die Fans hier in Hamburg ist. Da geht es um die Ehre. Ich mag solche Spiele, wo richtig Feuer drin ist. Wir werden zum Saisonabschluss noch mal alles geben."

Im Gegensatz zu Hoffmann, der die Chance auf einen Europapokalplatz mit "ein wenig mehr als fünf Prozent" beziffert, sind die Spieler optimistischer. "Wir sind in der letzten Saison in der letzten Minute in den Wettbewerb gerutscht. Warum soll uns das nicht wieder gelingen", so Dennis Aogo: "Wir haben in Hoffenheim 5:1 verloren. Die sind gut drauf. Da hat Stuttgart noch lange nicht gewonnen."

Fehlt nur noch ein Sieg über die zuletzt in sieben von acht Spielen siegreichen Bremer, die ihrerseits um einen Startplatz in der Champions League kämpfen. Vielleicht sollte man den kleinen Tim mal nach seinem Tipp für das Nord-Duell fragen...

Jürgen Blöhs