Alonso: Chefstratege mit präzisem Schuss

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München - Manchmal muss es selbst beim FC Bayern München auch mal die Brechstange sein. Doch keiner verfeinert das Stilmittel Gewaltschuss derzeit so gekonnt mit Eleganz wie Xabi Alonso. Der Mittelfeldstratege brachte den Rekordmeister mit einem ebenso wuchtigen wie sehenswerten Distanzschuss gegen den FC Ingolstadt auf die Siegerstraße. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Und nicht nur als neu entdeckter Torjäger geht er bei den Bayern voran.

Alonso hatte es eilig. Nach dem 3:1-Sieg gegen den FC Ingolstadt hetzte der Spanier schnellen Schrittes an den wartenden Journalisten vorbei. Sagen wollte er nichts, seine Leistung zuvor auf dem Rasen war ohnehin Statement genug. Mit 11,32 Kilometern ging er in seinem ersten Bundesligaspiel über 90 Minuten in dieser Saison die weitesten Wege aller Bayern-Spieler. Und das als ältester Feldspieler im Kader.

Ob das derzeit der beste Xabi Alonso aller Zeiten sei, wurde der 34-Jährige unlängst auf einer Pressekonferenz gefragt. "Ich fühle mich gut, aber ich weiß nicht, ob das der beste Moment in meiner Karriere ist", entgegnete Alonso. Beim hart erkämpften Sieg gegen Ingolstadt zählte er jedenfalls zu den besten Spielern. "Manchmal ist es nicht möglich, gut zu spielen. Dann muss man andere Qualitäten zeigen. Das hat die Mannschaft getan", bilanzierte Trainer Carlo Ancelotti.

- © gettyimages / Alexander Hassenstein

Experte für Distanzschüsse

Alonsos Stärken liegen dabei im strategischen Bereich. Gegen den FCI war er in der Defensive vor der aufgrund zahlreicher Ausfälle neu formierten Viererkette um Aushilfs-Innenverteidiger Joshua Kimmich als Organisator gefordert. Und in der Offensive wurde Alonso schließlich mit seinem Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 zum entscheidenden Faktor. Wie schon beim 6:0-Auftaktsieg gegen Werder Bremen Ende August brachte sein Tor die Bayern in Führung. Auch damals traf er sehenswert, nagelte den Ball aus der Distanz in den Torgiebel.

Bisheriger Saisonbestwert eingestellt

Ü̈berhaupt ist Alonso ein Experte für den präzisen Schuss aus der Ferne. Der Treffer gegen Ingolstadt war sein achtes Pflichtspieltor für die Bayern - alle erzielte er von außerhalb des Strafraums. Waren es bislang vorwiegend Freistöße, so zeigte Alonso nun mit seinen erfolgreichen Fernschüssen aus dem laufenden Spiel heraus eine weitere Facette seiner Klasse. "Normalerweise mache ich das nicht so oft", sagte Alonso nach seinem ersten Saisontor am 1. Spieltag. "Es war wichtig, um das Spiel am Ende zu gewinnen."

Aber worauf ist diese neue Torgefahr des Xabi Alonso zurückzuführen? Etwa auf Trainer Ancelotti? Schließlich arbeiteten beide in der Saison 2013/14 bei Real Madrid zusammen. Allerdings schoss Alonso in dieser Zeit kein einziges Tor. Laut eigener Aussage spiele er jetzt bei den Bayern im Vergleich zu den beiden Spielzeiten unter Pep Guardiola zuvor "fast die gleiche Rolle" - mit mehr Glück im Abschluss als feinem, aber entscheidendem Unterschied. In seiner Debütsaison 2014/15 gelangen ihm auch zwei Tore, das zweite allerdings erst am 24. Spieltag. Nachdem er in der Vorsaison torlos blieb, steht er nun schon nach drei Spieltagen bei seinem bisherigen Saisonbestwert in der Bundesliga.

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Und die Jagd auf die Torjägerkanone hat gerade erst begonnen. "Normalerweise werden Thomas Müller oder Robert Lewandowski mehr Tore schießen als ich", wiegelt Alonso ab. In der Torjägerliste ist Lewandowski mit seinen fünf Toren in der Tat das Maß aller Dinge - im vereinsinternen Ranking folgt dann aber schon Alonso.

Maximilian Lotz