Am letzten Spieltag vor der Winterpause gab es für Admir Mehmedi (r.) und den SC Freiburg mit dem ersten Heimsieg doch noch einen versöhnlichen Abschluss
Am letzten Spieltag vor der Winterpause gab es für Admir Mehmedi (r.) und den SC Freiburg mit dem ersten Heimsieg doch noch einen versöhnlichen Abschluss

Alles wie geplant

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Freiburg - Ein Glück, dass eine Saison 34 und nicht 32 Runden hat - schließlich hat der 17. Spieltag der Hinrunde für den SC Freiburg weit mehr gebracht als nur den ersten Heimsieg dieser schweren Saison. Wer nach dem Schlusspfiff das Gesicht von Christian Streich sah, erkannte plötzlich jede Menge Zuversicht und Zufriedenheit - und das, obwohl der Freiburger Trainer noch vor Wochenfrist, nach der verdienten Niederlage auf Schalke, sichtbar nach Fassung gerungen hatte.

Frühe Ernüchterung

"Wir haben in Nürnberg, in Braunschweig, in Liberec und eben heute gewonnen", bilanzierte der Coach nun nach dem 96-Spiel. "Also jedesmal dann, wenn wir in Führung gegangen sind. Und in der jetzigen Situation ist der Sieg eben enorm wichtig."

Den psychologischen Aspekt betonte auch Kapitän Julian Schuster, der nach wochenlanger Verletzungspause wieder ein paar Minuten mittun durfte: "Nach dieser guten Leistung und dem Sieg können wir mit einem positiven Gefühl in die Pause gehen."

Damit, dass die Hinrunde noch halbwegs versöhnlich enden würde, war im Spätsommer nicht zu rechnen gewesen. Schon früh war klar, dass die Einschätzung Streichs realistisch war. Dass angesichts des Verlustes zahlreicher Korsettstangen (Max Kruse, Cedrick Makiadi, Jan Rosenthal, Johannes Flum, Daniel Caligiuri) nicht mehr drin sein würde als der Kampf um den Klassenerhalt, hatte er schließlich schon im Trainingslager in Schruns betont.

Dem SC gelang es dann auch tatsächlich wochenlang nicht, die Stärken aus der vergangenen Saison über einen längeren Zeitraum auf den Rasen zu bringen: kein konsequentes Pressing, keine Ballstafetten, keine dominante Spielweise. Stattdessen sahen die geduldigen Freiburger Fans eine Mannschaft, die Schwierigkeiten hatte, Defensive und Offensive in Einklang zu bringen. Immerhin gelang in der 2. Runde des DFB-Pokals ein Sieg gegen den VfB Stuttgart, auch das (glückliche) 1:1 gegen die Bayern ließ aufhorchen.

Mehrfachbelastung und Verletzungssorgen

Doch immer wieder folgten Rückschläge: Zum einen ein schier unglaubliches Verletzungspech, das wichtige Spieler wie Jonathan Schmid, Fallou Diagne, Mike Hanke, Julian Schuster oder Mensur Mujdza über Wochen und Monate zum Aussetzen zwang. Zum anderen zeigten die Partien gegen Leverkusen (1:3) und Dortmund (0:5), wie weit der Europa-League-Teilnehmer in dieser Spielzeit vom oberen Tabellendrittel entfernt ist. Umso wichtiger, dass gegen die direkten Konkurrenten aus Nürnberg (11. Spieltag) und Braunschweig (13.Spieltag) dreifache Punktgewinne gelangen.

Das Aus im DFB-Pokal (nach starker Leistung gegen Leverkusen) und in der Europa League ließ sich so gut verschmerzen, zumal intern längst die Mehrfachbelastung als einer der Hauptgründe für die Ergebniskrise erkannt worden war. Mehr als einmal blickte Streich sehnsüchtig auf all die Konkurrenten im Abstiegskampf, die "sich von Montag bis Freitag einfach mit voller Konzentration auf den nächsten Gegner einstellen können." Das konnte der SC nie - der 2:1-Sieg über Hannover war das 26. Pflichtspiel der Saison. "Wir sind richtig froh, dass wir jetzt zwei Wochen Pause haben", sagt dann auch Admir Mehmedi. "Die wird uns guttun."

Das kann man nur hoffen, denn in der Rückrunde wird eine weitere Steigerung vonnöten sein, wenn sich der SC die Relegation ersparen will. Wahr ist aber auch, dass sie vor ein paar Wochen ein Hinrundenfinish wie dieses noch herbeigesehnt haben. Nach dem 10. Spieltag und der Niederlage gegen den Hamburger SV hielt man elf, maximal zwölf Punkte für eine wünschenswerte Ausbeute am Ende der Hinrunde. Es sind 14 geworden. Auch weil Oliver Baumann, der beim HSV-Spiel gleich drei Mal patzte, in den anderen 16 Spielen seine Normalform zeigte. Und die ist die eines überragenden Bundesliga-Keepers.

Christoph Ruf

TOPS

    Bei Fernschüssen passiert nicht viel: Nur Bayerns Manuel Neuer ließ weniger Weitschussgegentore zu (keins) als Freiburgs Oliver Baumann (zwei).

    Sie laufen um ihr Leben: Freiburg ist das lauffreudigste Team der Liga, die Spieler liefen durchschnittlich 121,7 Kilometer pro Spiel.

    Auch das Tempo stimmt: Nur vier Mannschaften sprinteten häufiger als der SC Freiburg (213 Sprints pro Spiel).

    Verbessert: An den ersten zehn Spieltagen blieb Freiburg sieglos, danach gelangen in sieben Spielen drei Siege.

    Die Mehrfachbelastung fällt weg: Mehr als andere Mannschaften litt Freiburg unter der Belastung durch zusätzliche Spiele im Pokal und Europacup. Diese fallen in der Rückrunde nun weg.

FLOPS

    Sehr schwache Offensive: Einzig Braunschweig erzielte weniger Tore (zehn) als Freiburg (16).

    Mangelnder Offensivgeist: Freiburg ist die Mannschaft mit den wenigsten Torschüssen, nur 166 Mal zielte man in Richtung Tor.

    Viele Ecken zugelassen: Nur gegen Bremen gab es mehr Ecken (106) als gegen Freiburg (99).

    Noch ohne Strafstoß-Treffer: Freiburg wartet noch auf sein erstes Elfmetertor in dieser Saison.

    Schwache Flanken: Einzig Braunschweig traf seltener nach einer Flanke als Freiburg (ein Mal).