Zwei, die sich verstehen: BVB-Coach Jürgen Klopp (l.) und Stadionsprecher Norbert Dickel
Zwei, die sich verstehen: BVB-Coach Jürgen Klopp (l.) und Stadionsprecher Norbert Dickel

"Alle sind heiß auf Berlin!"

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Dortmund - Er weiß noch, wie der Pott sich anfühlt: Norbert Dickel wurde mit zwei Toren beim DFB-Pokalsieg 1989 zur lebenden BVB-Legende - und ist fest überzeugt, dass die Mannschaft es diesmal auch wieder ins Finale schafft.

Vor dem entscheidenden Halbfinale gegen Greuther Fürth am Dienstagabend (ab 20:15 Uhr im Live-Ticker) spricht Nobby Dickel, heute im Event-Management und als Stadionsprecher für Borussia Dortmund tätig, mit bundesliga.de über die Faszination des Pokal-Endspiels und seinen Nachfolger im BVB-Sturm, Robert Lewandowski. Außerdem erklärt der "Held von Berlin", warum Dortmund sich auch von einem starken Gegner nicht aufhalten lassen wird - und wie sein Erfolgsrezept für einen Sieg lautet.

bundesliga.de: Norbert Dickel, Sie sind nicht nur Pokalheld und Stadionsprecher, sondern vor allem auch leidenschaftlicher Anhänger des BVB. Ist das Pokal-Halbfinale gegen Fürth auch für Sie ein besonderes Spiel?

Norbert Dickel: Wenn ich ehrlich bin, eigentlich nicht. Das liegt aber nur daran, dass ich immer absolut motiviert bin. Das zu steigern, ist kaum möglich. Aber eines ist doch klar: Wenn man jetzt im Halbfinale steht, dann will man auch ins Endspiel - und zwar jeder im Verein. Alle sind heiß auf Berlin! Alle wollen ins Finale! 2008 waren wir zum letzten Mal im Endspiel und das war ein ganz besonderes Erlebnis.

bundesliga.de: Ist die Stimmung rund um Borussia dieses Mal noch euphorischer, noch leidenschaftlicher als vor vier Jahren?

Dickel: Durch die Meisterschaft im letzten Jahr sind hier alle ganz heiß auf Titel. Unsere Fans haben wieder gemerkt, wie schön es ist, einen Titel nach Dortmund zu holen und dann mit einer halben Million Menschen in der Stadt gemeinsam zu feiern. Das ist jedes Mal etwas ganz Besonderes - so wie dieser Verein.

bundesliga.de: Sie haben das Halbfinale 2008 angesprochen: Damals hat sich der BVB gegen den Zweitligisten aus Jena sehr schwer getan. Droht auch das Spiel in Fürth eine ganz enge Sache zu werden?

Dickel: Greuther Fürth hat eine ganz tolle Mannschaft und steht zurecht auf Platz 1 der 2. Bundesliga. Dazu wird eine ganz heiße Atmosphäre im Stadion kommen. Das wird ein ganz packendes Spiel, das ist uns allen klar. Aber der BVB hat seinerseits seit 20 Spielen in der Bundesliga nicht mehr verloren, spielt sehr konstant, es gibt keinerlei Zoff. Also sollten wir auch optimistisch in das Spiel gehen. Da musst du dir sagen: Wir fahren jetzt nach Fürth, gewinnen das Ding und kommen ins Endspiel. Fertig. Aus.

bundesliga.de: Aber wie sagt man immer so schön: Pokalspiele haben ihre eigenen Gesetze.

Dickel: In der Regel gilt doch beim Fußball: Wer am meisten Laufbereitschaft zeigt, am meisten kämpft und besser kombiniert, der gewinnt auch das Spiel. Da wird sich in Fürth zeigen, wer sich in diesen Dingen durchsetzt. Wir müssen mit 100 Prozent zu Werke gehen, dann werden wir diese Partie auch gewinnen. Aber wenn man nur minimal nachlässt, dann kann das auch in die Hose gehen.

bundesliga.de: Zuletzt hat sich der BVB in der Liga mit dem Toreschießen etwas schwer getan.

Dickel: Aber wenn wir ehrlich sind, muss man doch auch zugeben, dass wir uns trotzdem meistens eine ganze Reihe von Chancen erarbeiten. Und das musst du auch erst einmal hinbekommen. Wenn man über 90 Minuten so viel Druck aufbaut wie wir, dann fällt auch irgendwann das Tor. Und solange wir eines mehr machen als der Gegner, ist doch alles in Ordnung.

bundesliga.de: 1989 sind Sie im DFB-Pokal mit ihren Treffern zum "Helden von Berlin" geworden. Hat Robert Lewandowski das Zeug dazu, jetzt Ihr legitimer Nachfolger zu werden?

Dickel: Ich kenne die Jungs alle, ich komme mit allen gut aus - und ich würde es jedem Einzelnen von Ihnen wünschen, zum Pokal-Helden zu werden. Wer da letztlich eine herausragende Rolle übernimmt oder ein entscheidendes Tor schießt, ist mir ziemlich egal. Die Jungs sind alle toll!

bundesliga.de: Aber prinzipiell guckt der Ex-Stürmer Norbert Dickel dem Angreifer Robert Lewandowski heute schon gerne beim Kicken zu?

Dickel: Robert ist vor allem überragend in der Ballverteidigung, wenn der Ball nach vorne gespielt wird und er sich ganz breit macht und gleich gegen drei, vier Leute durchsetzt. Das ist eine Fähigkeit, die nur ganz wenige Stürmer haben. Er behauptet fast jeden Ball, wenn er angespielt wird, und das ist eine herausragende Stärke. Dazu ist er läuferisch gut, hat in der Bundesliga schon 16 Tore gemacht - ein toller Fußballer, dem ich tatsächlich gerne zusehe. Und der es verdient hätte, sich mit einem tollen Pokaltor in den BVB-Annalen zu verewigen.

bundesliga.de: Sie haben den DFB-Pokal mit Borussia Dortmund 1989 gewonnen - in dem Jahr, in dem Shinji Kagawa gerade geboren wurde. Kann er noch etwas Nachhilfe von Ihnen gebrauchen, was die "Faszination Berlin" ausmacht?

Dickel:(lacht) Ach, das ist so schon so lange her! Ich habe beim BVB acht Jahre lang das Büro neben Aki Schmidt gehabt und habe in dieser Zeit alle Geschichten aus seiner glorreichen Zeit 1965/66 gehört. Die waren ohne Zweifel auch alle sehr lustig. Aber unseren Spielern möchte ich es doch ersparen, dass ich ihnen alle Geschichten von 1989 erzähle. Und die eine oder andere Anekdote sollte ich vielleicht auch besser für mich behalten.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte