Die Hoffenheimer ärgerten sich über den späten Ausgleich von Naldo. Die Kraichgauer ließen in Wolfsburg zwei Punkte liegen
Die Hoffenheimer ärgerten sich über den späten Ausgleich von Naldo. Die Kraichgauer ließen in Wolfsburg zwei Punkte liegen

"Abstiegskampf ist nicht das Hauptthema"

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Wolfsburg - Die TSG 1899 Hoffenheim ist ein gern gesehener Gast in Deutschlands Bundesliga-Stadien. Ganze sieben Punkte hatten die Kraichgauer von ihren 13 Ausflügen vor der Fahrt in die Autostadt mit in die Heimat gebracht.

"Ich schau‘ nicht auf die Tabelle"

Statt wie geplant um einen Champions-League-Platz spielt Hoffenheim im fünften Jahr Bundesliga gegen die Rückkehr in die Zweitklassigkeit . Und das Verb "spielen" ist Programm von Markus Gisdol. Statt Abstiegskampf hat der bereits vierte Trainer der Saison der Mannschaft eine Rückkehr zu jenem Kombinationsfußball verordnet, mit dem sie im Aufstiegsjahr sensationell zur Herbstmeisterschaft gestürmt war - unter Gisdols damaligem Chef Ralf Rangnick, der ihn später auch zu Schalke 04 gelotst hatte.



"Abstiegskampf ist nicht das Hauptthema mit dem ich mich vorwiegend befasse", sagte der 43-Jährige bundesliga.de. "Wir wollen wieder vernünftig Fußball spielen und an alte Zeiten anknüpfen. Da arbeiten wir jeden Tag dran."

Der Verein gibt dem Coach offensichtlich Zeit dafür und verzichtet bewusst darauf, Druck auszuüben. Ein Abstieg wäre kein Weltuntergang und soll nicht einem erneuten Neuanfang im Wege stehen. "Ich schau‘ nicht auf die Tabelle, sondern ausschließlich darauf, wie sich die Mannschaft entwickelt", so Gisdol. "Sie können mir die Tabelle nach dem letzten Spieltag zeigen. Dann reden wir darüber."

Wenn nicht über den Kampf, was spricht dann im Endspurt der Saison im Zweikampf mit den abstiegskampferfahrenen Augsburgern im Kampf um Relegationsplatz 16 für die Hoffenheimer, für die so eine Situation völlig unbekannt ist? "Anfangs ging es steil bergauf", so Gisdol, "zuletzt bergab." Das gelte es zu verdrängen.

Die Moral stimmt



Für Hoffenheim spricht: Die Moral stimmt, und es steht eine Mannschaft auf dem Feld, die an sich glaubt. Den Wolfsburger Führungstreffer durch Maximilian Arnold steckten die Gäste weg, von Resignation keine Spur. Das sei unter Gisdols Vorgängern nicht immer der Fall gewesen.

"Man sieht, dass wir anders Fußball spielen", so ein stolzer Kapitän Andreas Beck, der mit seinem dritten Treffer in der Bundesliga sein Team zwischenzeitlich 2:1 in Führung gebracht hatte. Wäre man vor Kurzem noch mit einem Punkt in der Fremde zufrieden gewesen, trauerten die Spieler in Wolfsburg nach dem Kopfballtreffer von Naldo zum 2:2-Endstand kurz vor Ende der Partie einer ergebenen Chance nach.

"Wir waren die klar dominierende Mannschaft. Nach dem Spielverlauf haben wir zwei Punkte verloren", ärgerte sich Sven Schipplock. Trotzdem zog der Angreifer ein positives Fazit: "Die letzten zwei Spiele (seit Amtsantritt von Gisdol; die Red.) haben gezeigt, dass der Wille da ist und der Einsatz stimmt. Ich glaube, wir haben eine gute Mischung."

Beck von Klassenerhalt überzeugt



"Wir waren die bessere Mannschaf und hatten den Gegner genau da, wo wir ihn haben wollten und haben definitiv zwei Punkte liegenlassen", analysierte auch Beck, der bedauerte, "dass wir mit unseren Konterchancen fahrlässig umgegangen sind".

Daran gelte es zu arbeiten. "Wir müssen nicht das Große und Ganze in Frage stellen, sondern diesen Weg beharrlich weitergehen. Dann legen wir auch bald das dritte oder vierte Tor nach und geben so ein Spiel nicht mehr aus der Hand."

"Weil wir zuletzt gegen zwei ordentliche Mannschaften vier Punkte geholt haben und wir auf einem guten Weg sind, den wir weitergehen wollen", ist der Kapitän vom Klassenerhalt überzeugt.

Am kommenden Samstag ist die TSG erneut auf Reisen. Ziel für die schwächste Auswärtsmannschaft ist die BayArena, wo die zweitbeste Heimmanschaft der Liga, Bayer Leverkusen, zuhause ist. Für Hoffenheim kein Grund zurf Sorge. Die Mannschaft glaubt wieder an sich und Gastgeschenke soll es in Zukunfzt nicht mehr geben.

Aus Wolfsburg berichtet Jürgen Blöhs