Jürgen Kramny und der VfB Stuttgart haben im Trainingslager in Belek eine gute Grundlage für die Rückrunde gelegt. - © © gettyimages / Grimm
Jürgen Kramny und der VfB Stuttgart haben im Trainingslager in Belek eine gute Grundlage für die Rückrunde gelegt. - © © gettyimages / Grimm

VfB Stuttgart unter Kramny: Balanceakt gelungen

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Köln - Unter Coach Jürgen Kramny entwickelt sich der VfB Stuttgart langsam, aber sicher zu einem konkurrenzfähigen Bundesliga-Team. Die zuvor so wackelige Abwehr hat sich gefangen und die hochgelobte Offensive liefert endlich regelmäßig ab. Auch von zwischenzeitlichen Rückschlägen lässt man sich nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen.

Beförderung als Belohnung

Dabei hätte Kramnys Mission beim VfB Stuttgart durchaus angenehmer starten können. Der 44-Jährige übernahm die verunsicherten Schwaben nach dem 13. Spieltag auf dem Relegationsplatz und hatte mit der Auswärtspartie bei Borussia Dortmund gleich eine der größtmöglichen Hürden im deutschen Fußball zu nehmen. Und es kam, wie es kommen musste. Bereits in der 3. Minute machte der BVB mit dem 1:0 klar, wer der Herr im Haus ist. Zwar wehrte sich der VfB nach Kräften, doch mit dem Schlusspfiff hieß es 4:1 für Schwarz-Gelb.

Doch seit dieser Partie befinden sich die Stuttgarter im Aufwind. Kramny nutzte die Trainingseinheiten, um vor allem im taktischen Bereich zu arbeiten. Es galt die fehlende Balance zwischen Offensive und Defensive herzustellen. Er änderte das Spielsystem von einem 4-2-2-2 in ein 4-1-4-1 und hatte prompt Erfolg. Bis zur Winterpause kassierte man nur noch zwei Gegentore und sammelte ordentliche fünf Punkte. Das starke 3:1 gegen den VfL Wolfsburg zum Abschluss brachte den Sprung auf Platz 15 und machte Hoffnung für die Rückrunde. Kramnys Belohnung: Der Club beförderte ihn vom Interims- zum Chefcoach.

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In der Winterpause wurden die bestehenden Strukturen weiter gefestigt und das 4-1-4-1-System verinnerlicht. Geoffroy Serey Dié agiert als einziger Sechser vor der Abwehr und eröffnet Christian Gentner dadurch mehr Möglichkeiten. Gemeinsam mit dem bislang überragenden Daniel Didavi läuft der Kapitän früh Löcher in der hochstehenden Abwehr zu und schaltet sich immer wieder in die Offensivaktionen ein. Vorne setzt Kramny auf den schnellen und wendigen Timo Werner, um noch schneller in den Umschaltbewegungen zu sein.

Ein Sieg der Furchtlosigkeit

Dass der VfB den Aufwärtstrend auch zum Rückrundenstart fortsetzen konnte, liegt in erster Linie aber an der geschlossenen Defensivleistung. Das verdiente 3:1 beim 1. FC Köln war ein Sieg des Willens und der Furchtlosigkeit. Immer wieder wurden Angriffsbemühungen der Kölner schon weit vor dem eigenen Sechzehner in mutigen Zweikämpfen unterbunden. Nach Ballgewinn ging es raus auf die Flügel zu Filip Kostic oder Lukas Rupp, die im Verbund mit den nachrückenden Kevin Großkreutz und Emiliano Insua Überzahlsituationen kreierten.

Endlich ein Sieg zum Rückrundenstart

Besonders gefallen hat dem Coach aber die Art und Weise, wie seine Jungs mit dem Rückstand umgegangen sind. "Wir haben gut reagiert. Wir haben uns als Einheit präsentiert und haben noch vor dem Seitenwechsel verdient den Ausgleich erzielt", so Kramny, der die Entwicklung seiner Mannschaft auf einem guten Weg sieht. "Insgesamt wollen wir die Balance zwischen Defensive und Offensive verbessern, und das klappt bislang gut.“

Dieses Selbstverständnis hat sich nach zwei Bundesliga-Siegen in Serie auch in die Köpfe seiner Spieler eingebrannt. “Wir haben mittlerweile die Geduld sowie die Balance, uns auch nach einem Rückstand zurück zu kämpfen“, fand auch Gentner nur lobende Worte für den ersten Sieg zum Rückrundenauftakt seit fünf Jahren.

Jetzt gilt es für den VfB Stuttgart darum, im Heimspiel gegen den Hamburger SV den Trend fortzusetzen und den dritten Dreier in Folge einzufahren. Dieses Kunststück gelang zuletzt zum Ende der abgelaufenen Saison. Am Ende stand unter Coach Huub Stevens der Klassenerhalt. Sollte die Entwicklung so rasant weitergehen, dürfte sich der VfB in dieser Runde schon früher aller Sorgen entledigt haben.

Von Thomas Ziemann

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