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Gladbachs Horst Köppel (l.) mit einem fulminanten Schuss gegen Braunschweig
Gladbachs Horst Köppel (l.) mit einem fulminanten Schuss gegen Braunschweig

1969/70: Ein Mythos wird geboren

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Es muss so etwa im Herbst 1968 gewesen sein, als Günter Netzer, der Stratege, zu Hennes Weisweiler, dem Kölner Dickkopf, gestapft ist, um zu sagen: "Trainer, ohne Abwehr gewinnen wir immer nichts."

Borussia Mönchengladbach, 1965 in die Bundesliga aufgestiegen, war dabei, nach zwei Lehrjahren zwei Mal Dritter zu werden: 1968 mit den meisten geschossenen Toren (77; Meister Nürnberg 71), 1969 mit 61 Treffern - gleichauf mit Meister Bayern. Nur hatten die Bayern neun Punkte mehr (alte Rechnung) und 15 Gegentore weniger.

Neue Namen

Netzer: "Chef, wenn wir die Abwehr nicht verstärken, wird das nie was." Der Chef hörte auf den Strategen. Nationalspieler Klaus-Dieter Sieloff wurde aus Stuttgart an den Bökelberg gelotst, und vom Absteiger 1. FC Nürnberg kam "Luggi" Müller. Wäre damals der 1. FC Köln abgestiegen, hätte die Borussia Wolfgang Weber, WM-Teilnehmer 1966, verpflichtet.

Jetzt also stand die Innenverteidigung, und das "Unternehmen Meisterschaft" konnte in Angriff genommen werden. Am 2. November 1969, nach einem 5:1 über Alemannia Aachen, stand Borussia Mönchengladbach erstmals auf dem 1. Platz der Bundesliga-Tabelle (11. Spieltag).

Es folgte ein 1:0-Auswärtssieg beim Erzrivalen 1. FC Köln, erzielt zwei Minuten vor dem Abpfiff aus einem "unmöglichen" Winkel durch Ulrik Le Fevre, der die Tradition der erfolgreichen Dänen auf dem Bökelberg begründete.

Vogts, Köppel und Co.

Jupp Heynckes war zwischenzeitlich dem Ruf des Geldes nach Hannover gefolgt, kehrte erst nach dem ersten Titelgewinn zurück. 5:0 gegen Hannover, 3:1 in Hamburg, 6:1 gegen Rot-Weiß Oberhausen - die "Torfabrik", inspiriert von Günter Netzer, abgesichert durch Herbert Wimmer und Peter Dietrich funktionierte.

Die Außenverteidiger hießen Berti Vogts und Hartwig Bleidick, im Tor stand Wolfgang Kleff, und für die Tore sorgten neben Le Fevre noch Herbert Laumen und Horst Köppel. Und immer häufiger wurde auch ein Winfried Schäfer eingesetzt.

Zittern zum Meistertitel

Nachdem es kurz vor Saisonende noch drei 0:1-Niederlagen gesetzt hatte, kam der 30. April 1970. Zum vorletzten Spiel kam der Hamburger SV an den Bökelberg. Es war ein typisches Borussen-Spiel jener Jahre. Kurz nach dem Seitenwechsel stand es 4:0 für die Borussia - selbst Berti Vogts hatte getroffen - am Schluss aber, nach dem dritten Hamburger Tor, musste der ersten Meisterschaft entgegengezittert werden.

Kurz nach dem Abpfiff ließ der Pfarrer der nahegelegenen Elisabeth-Kirche die Glocken läuten. Aus der "kleinen" Borussia - Dortmund hatte nur vier Jahre zuvor als erste Deutsche Mannschaft überhaupt einen Europapokal gewonnen - war eine große geworden.

Als am Ende abgerechnet wurde, hatte Vizemeister Bayern zwar 17 Tore mehr geschossen (88 gegen 71), aber auch acht mehr kassiert (37 gegen 29) und vier Punkte weniger. Borussia hatte zuvor nie weniger als 45 Gegentore kassiert - jetzt, im ersten Meisterjahr, waren es dank Sieloff und Müller nur 29. Auch der Mythos von der "Torfabrik Fohlenelf" ist eben nur die halbe Wahrheit.

Hier lesen Sie die weiteren historischen Rückblicke:

1963/64

1964/65

1965/66

1966/67

1967/68

1968/69