Nach der 1:2-Heimniederlage im Rückspiel muss der 1. FC Kaiserslautern auch in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga antreten
Nach der 1:2-Heimniederlage im Rückspiel muss der 1. FC Kaiserslautern auch in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga antreten

Zwischen Enttäuschung und Stolz

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Kaiserslautern - Das, was die Fans des 1. FC Kaiserslautern Montagnacht nach dem verpassten Wiederaufstieg in die Bundesliga boten, nannte FCK-Trainer Franco Foda "großes Kino". Fast eine halbe Stunde nach Abpfiff des mit sangen die 45.000 Lauterer Anhänger im mit fast 50.000 Zuschauern ausverkauften Fritz-Walter-Stadion ihre Lieder. Kaum jemand verließ das Stadion. Es gab keine Pfiffe gegen den Sieger, der nach dem 3:1-Hinspielsieg nun doch noch Erstligist bleiben darf und dessen Mannschaft in der gegenüberliegenden Kurve den Klassenerhalt mit seinen Fans feierte.

"Mythos vom Betzenberg" und Beistand aus der ewigen Stadt reichen nicht

Dieses Fair-Play war ein schöner Abschluss zweier mitreißender Relegationsduelle. Der Erfolg des reiferen und spielerisch besseren Vertreters aus der Bundesliga war verdient. FCK-Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz: "Ohne rot-weiße Brille muss man sagen: Hoffenheim war individuell einen Tick besser besetzt. Und wir hatten das Pech, auf den besten der möglichen Relegationsgegner zu treffen." Bewegt war Kuntz von der Reaktion der Fans nach dem Abpfiff und so ging er mit zwiespältigen Gefühlen in die Sommerpause. "Es ist eine komische Stimmung zwischen Traurigkeit und Stolz."



Der FCK hatte den Hoffenheimern alles abverlangt, aber auch Rechtsverteidiger Florian Dick gab zu: "Der Gegner war einen Tick besser." Zwar gab es in beiden Spielen Phasen, in denen die Lauterer das Duell zu ihren Gunsten hätten wenden können. Doch besonders am Montag wirkten die vielen langen Bälle auf Mittelstürmer "Mo" Idrissou zu durchschaubar. Das Beschwören des "Mythos vom Betzenberg", wo frühere FCK-Mannschaften schon so manch verloren geglaubtes Spiel mit Hilfe des manischen Publikums doch noch gewonnen hatten, genügte nicht.

Am Ende verwirklichten die Hoffenheimer ihre Träume: Bis zur 74. Minute stand das Spiel nach Alexander Baumjohanns 1:1-Ausgleich durch einen direkt verwandelten Freistoß (65.) auf Messers Schneide, doch dann köpfte Jannik Vestergaard den 2:1-Siegtreffer für Hoffenheim (72.) - und das Duell war entschieden.

Selbst die Anwesenheit der alten FCK-Heroen nützte nichts: Ronnie Hellström, Hans-Peter-Briegel, Miroslav Kadlec und viele andere Spielerlegenden waren angereist, der ehemalige FCK-Mittelstürmer Miroslav Klose, gerade mit Lazio Rom italienischer Pokalsieger geworden, sendete via Stadionzeitung aufmunternde Worte: "Kämpfen, Betze kämpfen!" All das nützte nichts, um eine Saison mit "Höhen und Tiefen" (Trainer Foda) doch noch zu einem glücklichen Ende zu bringen.

Spielerisch zu wenig



Wobei: Spätestens ab Minute 28 war alles angerichtet für die von den Lauterer-Fans so erhoffte Wende: FCK-Torwart Tobias Sippel hatte TSG-Stürmer Kevin Volland im Strafraum von den Beinen geholt, Schiedsrichter Florian Meyer pfiff Elfmeter. Sejad Salihovic aber scheiterte an Sippel; der FCK-Torwart lenkte mit einer tollen Parade den Ball noch an die Latte, von wo er aus ins Toraus flog. Die Lauterer Anhänger jubelten als sei der Aufstieg perfekt. Doch die Pfälzer Fußballergeneration 2013 war einfach nicht reif für die Wende. In der ersten Halbzeit schaffte der FCK es nicht einmal, sich spielerisch nach vorne zu kombinieren und blieb in den ersten 45 Minuten ohne Torchance.

Zum ungünstigsten Zeitpunkt für die Pfälzer gelang der TSG der Führungstreffer: Eine Minute vor dem Pausenpfiff segelte der Ball nach einer Freistoßflanke von Sebastian Rudy in den Strafraum, Salihovic köpfte, Sippel konnte die Kugel nicht festhalten und Innenverteidiger David Abraham bugsierte sie über die Linie zum 1:0 für die TSG. "Das war natürlich ein blöder Zeitpunkt", sagte FCK-Torschütze Baumjohann.

Das gleiche gilt für Hoffenheims zweiten Treffer, der das Spiel entschied. Nun müssen die Pfälzer schnell die neue Runde planen. Nach dem beeindruckenden Fan-Abschied sagt Trainer Foda: "Das weckt die Gier auf die neue Saison." FCK-Chef Kuntz ist zuversichtlich, wieder eine Mannschaft zusammenstellen zu können, die um die Plätze eins bis fünf mitspielen kann.

Tobias Schächter