Alexander Baumjohann wechselte Ende August vom FC Schalke 04 zum 1. FC Kaiserslautern
Alexander Baumjohann wechselte Ende August vom FC Schalke 04 zum 1. FC Kaiserslautern

"Wir können den Aufstieg schaffen"

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Kaiserslautern - Nach dem 5. Spieltag haben sich die Bundesliga-Absteiger aus Kaiserslautern und Berlin in der Spitzengruppe der 2. Bundesliga festgesetzt. Am Samstag treffen der noch ungeschlagene FCK und die zuletzt drei Mal siegreiche Hertha auf dem Betzenberg im Topspiel aufeinander.

FCK-Mittelfeldregisseur Alexander Baumjohann, der vor vier Wochen von Schalke in die Pfalz wechselte, spricht im Interview mit bundesliga.de über das Spitzenspiel, die Stärken des FCK und seine persönliche Entwicklung.

bundesliga.de: Herr Baumjohann, Sie sind jetzt seit vier Wochen beim FCK. Wie haben Sie sich in der neuen Umgebung eingelebt?

Alexander Baumjohann: Mir gefällt es hier sehr gut. Ich wurde von der Mannschaft super aufgenommen, mit einigen Spielern wie Mimoun Azaouagh oder Mathias Abel habe ich früher schon zusammen gespielt, andere wie Tobias Sippel oder Mo Idrissou kannte ich von unseren Begegnungen auf dem Platz. Aber ich habe mich bei meinen anderen Vereinen vorher auch immer ohne Probleme schnell eingelebt. Und nach dem guten Start haben wir natürlich auch eine Superstimmung - auf und neben dem Platz.

bundesliga.de: In den ersten Spielen hatten Sie in Sachen Fitness noch Nachholbedarf. In welcher körperlichen Verfassung sind Sie jetzt?

Baumjohann: Am Anfang hat mir sicherlich noch etwas gefehlt. Ich hatte auf Schalke im März mein letztes Spiel und im Dezember meinen letzten Einsatz über 90 Minuten. Nach der langen Pause brauchte ich etwas Zeit, um wieder in meinen Rhythmus zu kommen. Gerade in der 2. Bundesliga ist unter anderem besonders das Läuferische gefragt. Deshalb war ich über die Länderspielpause auch froh. In den zwei Wochen habe ich einen großen Schritt nach vorne gemacht.

bundesliga.de: Sie haben bereits bei Schalke 04, Bayern München und Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga und international gespielt. Wie konnten Sie überzeugt werden, nach Kaiserslautern zu wechseln?

Baumjohann: FCK-Trainer Franco Foda hat die wichtigste Rolle bei meinem Wechsel gespielt. Ich hatte auch Anfragen anderer Vereine, aber bei ihm habe ich sofort das Vertrauen gespürt. Und er hat mir versichert, dass er mich als zentralen Mittelfeldspieler sieht und er auf dieser Position fest mit mir plant. Das war für mich die beste Lösung. Er hat mich auch direkt im ersten Spiel von Anfang an aufgestellt, obwohl ich da noch längst nicht in bester Verfassung war. Aber durch diese Spiele habe ich wieder zu meiner Form gefunden. Über den Verein FCK musste mir niemand viel erzählen. Dieser Verein gehört mit seiner Tradition, den tollen Fans und dem ganzen Umfeld ganz einfach in die Bundesliga. Und wenn es gut läuft und wir alle an einem Strang ziehen, können wir auch den Aufstieg schaffen.

bundesliga.de: Muss man im Leben auch einmal einen Schritt zurück machen, um dann zwei Schritte weiterzukommen?

Baumjohann: Auf den ersten Blick ist es sicher ein Rückschritt, von Schalke, einem Verein, der in der Champions League spielt, in die 2. Bundesliga zu wechseln. Für mich war es aber der passende Schritt. Auf Schalke besaß ich keine Perspektive mehr und ich sehe es so wie unser Kapitän Albert Bunjaku: Ich bin nicht in die 2. Bundesliga gewechselt. Ich bin zum 1. FC Kaiserslautern gewechselt. So ist es für alle Beteiligten die beste Lösung.

bundesliga.de: Wie erleben Sie die Fans in der Pfalz, die ähnlich enthusiastisch sind wie die "Königsblauen", die aber im letzten Jahr nicht von Erfolgen der Mannschaft verwöhnt wurden?

Baumjohann: Die Fans sind großartig. Wir werden sehr gut unterstützt. Nach dem Sieg gegen Duisburg war auf den Tribünen richtig die Erleichterung zu spüren. Zehn Monate war der FCK ohne Heimsieg. Jetzt sind alle froh, dass wir im letzten Spiel gegen Duisburg endlich wieder ein Heimspiel gewonnen haben.

bundesliga.de: Wo liegen die Stärken des FCK?

Baumjohann: Wir haben unsere Stärken in der Offensive, da haben wir viel individuelle Klasse. Das Team wächst von Tag zu Tag besser zusammen. Wir haben eine gute Stimmung und einen Kader, in dem die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern stimmt.

bundesliga.de: Am Samstag kommt es auf dem Betzenberg zum Topspiel der beiden Bundesliga-Absteiger FCK gegen Hertha BSC. Die Berliner kommen mit einer Serie von drei Siegen in Folge. Was für eine Partie erwarten Sie?

Baumjohann: Die Hertha hat auch eine komplett neu zusammengestellte Mannschaft, die eine gewisse Anlaufzeit brauchte. Die Berliner gehören wie wir sicher zu den Aufstiegsfavoriten. Es wird ein Duell auf Augenhöhe. Ich gehe davon aus, dass sich die Hertha nicht hinten reinstellen wird, sondern versucht, Fußball zu spielen. Schließlich haben sie ihre Stärken auch eher im Offensivbereich. Dadurch wird es mehr Räume geben, die wir nutzen müssen. Ich freue mich auch darauf, einige bekannte Gesichter wiederzusehen. Mit Spielern wie Peer Kluge oder Thomas Kraft habe ich früher zusammengespielt. Hertha-Trainer Jos Luhukay war in Mönchengladbach mein Coach. Von ihm halte ich sehr viel.

bundesliga.de: Es ist schon einige Jahre her, dass Luhukay Ihr Trainer war. Wie beurteilen Sie Ihre eigene Entwicklung in den letzten Jahren?

Baumjohann: Ich bin inzwischen sicherlich erfahrener. Mich kann im Fußball eigentlich nichts mehr schocken. Ich habe schon so viele Höhen und Tiefen miterlebt, ich hatte erfolgreiche Zeiten und viele Trainer. Die letzte Saison in Mönchengladbach (2008/09, Anm. d. Red.) war sicher für mich persönlich am erfolgreichsten. Auch der anschließende Schritt zu den Bayern war nicht falsch. Aber dann lief alles schief, der Trainer, der mich geholt hatte (Jürgen Klinsmann, Anm. d. Red.), war weg, der neue (Louis van Gaal, Anm. d. Red.) kannte mich nicht und plante nicht mit mir. Ich bin dann relativ schnell zu Schalke gewechselt, vielleicht zu schnell. Aber ich schaue eigentlich ungern in die Vergangenheit. Die Gegenwart heißt "Rote Teufel". Ich bin jetzt beim FCK, freue mich auf die neue Aufgabe und fühle mich hier ausgesprochen wohl.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski