Mohamadou Idrissou (l.) traf für Eintracht Frankfurt in acht Einsätzen sechs Mal
Mohamadou Idrissou (l.) traf für Eintracht Frankfurt in acht Einsätzen sechs Mal

Veh: "Nicht aggressiv genug"

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Aue - Drei Punkte eingefahren, Platz 2 wieder zurückerobert, weiter ohne Niederlage, beste Tordifferenz der Liga, sechs der letzten sieben Spiele gewonnen - bei der Frankfurter Eintracht könnte man nach dem 2:1-Auswärtserfolg bei Erzgebirge Aue eigentlich zufrieden sein.

Aber eben nur eigentlich: Eintracht-Trainer Armin Veh war von dem glücklichen Sieg bei den "Veilchen" alles andere als angetan. "Ich bin froh über den Sieg, aber nicht über das Spiel meiner Mannschaft. Darüber bin ich verärgert und da muss ich meckern", sagte der 50-Jährige nach der Partie.

Glücklicher Sieg in Aue

Tatsächlich taten sich die Hessen lange Zeit schwer bei den kämpferisch erstklassigen Sachsen. In der 24. Minute hätte sich die Eintracht über einen Elfmeter nicht beschweren können, als Frankfurts Innenverteidiger Gordon Schildenfeld im Strafraum Aues Stürmers Ronny König zu Fall brachte. Doch für Schiedsrichter Felix Brych lag kein strafwürdiges Vergehen vor.

In der zweiten Halbzeit ließ der Bundeslig-Absteiger zudem mehrere Großchancen für den Gegner zu und musste bis fünf Minuten vor Schluss auf den Siegtreffer durch Mohamadou Idrissou warten, der im Fünfmeterraum nur durch Zufall an den Ball gelangte, dann aber keine Probleme mehr hatte, das Spielgerät ins Netz zu schieben.

Es war für den Kameruner das erste Tor nach einer Durststrecke von vier Spielen ohne Treffer. Mit seinen sechs Toren in acht Einsätzen weist er in der Top-Ten der besten Zweitliga-Torjäger die beste Quote auf: 0,75 Tore pro Partie hat kein anderer Stürmer der Liga zu bieten. Fast noch besser aber: Der Realismus des 31-Jährigen. Sowohl der Sieg als auch sein eigener Treffer wie auch die vergebenen Chancen des Gegners seien "glücklich" für die Eintracht gewesen, gab der Angreifer unumwunden zu.

Kein Biss im Zweikampf

Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner sah die Probleme vor allem im Spielaufbau: "Das Problem war, dass wir viele schlampige Bälle gespielt haben." Veh bemängelte hingegen in erster Linie das Zweikampfverhalten seiner Elf: "Wir haben zu viele zweite Bälle verloren, wir waren zu weit weg vom Mann, nicht aggressiv genug und haben dem Gegner zu viel Raum gelassen." Die Statistik bestätigt den früheren Stuttgarter Meistertrainer: In Aue gewann Frankfurt nur 44 Prozent seiner Zweikämpfe, das ist Saison-Tiefstwert für die Eintracht.

Wie schon des öfteren in dieser Spielzeit verließen sich die Veh-Schützlinge zu sehr auf ihre spielerische und qualitative Überlegenheit. Angesichts des sich abzeichnenden Vierkampfs um die zwei direkten Aufstiegsplätze und den Relegationsrang kann das in der Endabrechnung ins Auge gehen. Auch Düsseldorf, Fürth und St. Pauli haben gute Einzelspieler und spielerische Klasse. Am Ende könnten Nuancen den Ausschlag geben.

"Immer höre ich, dass wir der Favorit sind oder durchmarschieren. Nix da, wir müssen immer arbeiten und wenn wir nicht alles abrufen, was wir können, dann werden es enge Spiele", warnt Veh seine Jungs. Die sind allerdings erstmal froh über die drei Punkte: "Für den Aufstieg braucht es auch solche dreckigen Siege", ist Eintracht-Kapitän Pirmin Schwegler überzeugt.

Die Eintracht-Viertelstunde

Immerhin: Es ist auch eine Qualität, noch kurz vor Abpfiff die drei Punkte einzutüten. Idrissous Siegtor in der 86. Minute war bereits der zwölfte Treffer der Eintracht in der Schlussviertelstunde - Gegentore kassierten die Hessen in diesem Zeitraum noch keine. Dennoch sieht Sportchef Hübner bei den Adlerträgern derzeit einen leichten Durchhänger. "Deswegen ist es ganz gut, dass jetzt Länderspielpause ist."

Im Gegensatz zu vielen Ligakonkurrenten bedeutet die für mehrere Eintrachtspieler aber keineswegs Erholung: Gekas, Matmour, Schildenfeld, Hoffer, Jung und Bell sind mit ihren Nationalteams oder Juniorenauswahlen im Einsatz. Am übernächsten Sonntag gastiert dann die abstiegsgefährdete Alemannia aus Aachen am Main. Auch diese Aufgabe wird nur zu lösen sein, wenn Frankfurt sein spielerisches Potential mit der nötigen Aggressivität verbindet, Durchhänger hin oder her.

Aus Aue berichtet André Anchuelo