Stefan Felix (2.v.r.) ist Behindertenfanbeauftragter von Fortuna Düsseldorf. Neben der Arbeit im Stadion betreibt er vielfältige Projekte. Unter anderem hält er Vorträge in Kindertagesstätten
Stefan Felix (2.v.r.) ist Behindertenfanbeauftragter von Fortuna Düsseldorf. Neben der Arbeit im Stadion betreibt er vielfältige Projekte. Unter anderem hält er Vorträge in Kindertagesstätten

Felix macht Fortunen glücklich

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Köln - Am 1. August eröffnet Fortuna Düsseldorf mit einem Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig die Saison 2014/15 der 2. Bundesliga. Bei Stefan Felix ist die Vorfreude auf die neue Saison schon jetzt spürbar. Der 41-Jährige ist seit seiner Kindheit Stammgast bei der Fortuna. Seit einigen Jahren besucht er die Spiele der Düsseldorfer aber nicht nur zum privaten Vergnügen. Stefan Felix ist Behindertenfanbeauftragter der Rheinländer. An Spieltagen kümmert er sich hauptsächlich um blinde und sehbehinderte Stadionbesucher. Felix kann sich in seine Gäste hervorragend hineinversetzen, denn er ist selber blind. Auch neben dem Platz treibt er viele Projekte für Menschen mit Behinderung voran.

Stadionatmosphäre packt auch blinde Besucher

Anfang der neunziger Jahre machte Stefan Felix gerade seinen Führerschein, als er zum ersten Mal bemerkte, dass mit seinen Augen etwas nicht stimmte. Ein Gang zum Arzt brachte Klarheit. Felix leidet an einer seltenen Erbkrankheit. Der Verlust seines Augenlichtes war unausweichlich. Seine Sehkraft verschlechterte sich stetig. Seit acht Jahren gilt er als blind. Seine Liebe zum Fußball hat sich in den vielen Jahren nicht gewandelt. So lange wie möglich spielte er selber noch aktiv im Verein. Mit 13 Prozent Sehkraft schoss er in der Bezirksliga über 20 Tore, obwohl er im Alltag schon deutlich beeinträchtigt war.

Irgendwann ging aber auch das nicht mehr. "Als ich praktisch ganz blind war, bin ich etwa zwei Jahre nicht mehr zur Fortuna gegangen, weil ich dachte: 'Du siehst ja eh nichts'", erinnert sich Felix. Aber schon zu Oberliga-Zeiten hat es ihn wieder gepackt. Es zog ihn zurück ins Stadion und er genoss die Atmosphäre bei der Fortuna. Genau dieses besondere Stadion-Gefühl sollen möglichst viele blinde und sehbehinderte Fußballfans erleben können. Dafür setzt Felix sich vehement ein.

"Am schönsten finde ich, wenn blinde Fans zum ersten Mal im Stadion sind. Auch die Besucher, die eigentlich keine großen Fußballfans sind, sind meistens total begeistert", berichtet Felix. "Wichtig ist, das Blinde und Sehbehinderte wieder am sozialen Leben teilnehmen. Viele kommen leider kaum Zuhause heraus", so Felix weiter. Damit sich das ändert, ist er unermüdlich unterwegs. In Kindertagesstätten, in Grund- wie in weiterführenden Schulen erzählt er aus seinem Alltag. Damit alle Zuhörer auch wirklich erleben können, mit welchen Hürden Blinde und Sehbehinderte zu kämpfen haben, hat er immer Spezialbrillen und Blindenstock im Gepäck. Dadurch werden die Kinder und Jugendlichen im Umgang mit sehbehinderten Menschen sensibilisiert.

Hoffnung auf eine starke Saison

Neben seinen vielen Vorträgen hat Felix auch das Düsseldorfer Projekt "Blindsein im Stadion" initiiert. In der Esprit Arena können sehende Besucher am eigenen Leib erfahren, wie blinde Fans das Spielgeschehen verfolgen. Mit Spezialbrille und Kopfhörern, über die die Anhänger eine Reportage speziell für Blinde und Sehbehinderte verfolgen können, sitzen die Teilnehmer des Projekts mitten im Geschehen und erleben den Fußball aus einer ganz neuen Perspektive.

Stefan Felix fiebert der neuen Saison entgegen - auch, wenn sich sein Arbeitspensum dadurch noch einmal erhöhen wird. "Ich denke, wir werden eine gute Saison spielen. Ich habe sogar die Hoffnung, dass wir an den Aufstiegsplätzen kratzen können", blickt Felix optimistisch in die Zukunft. Wenn die Spieler auf dem Rasen mit dem selben Engagement wie ihr Behindertenfanbeauftragter zu Werke gehen, sehen wir die Fortuna mit Sicherheit bald in der Bundesliga wieder. Oder wir hören sie.

Florian Reinecke