Simon Terodde führt die Torschützenliste der 2. Bundesliga mit sechs Treffern an - © © getty
Simon Terodde führt die Torschützenliste der 2. Bundesliga mit sechs Treffern an - © © getty

„Wollen den Rückenwind so lange wie möglich ausnutzen“

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Bochum - Simon Terodde trifft augenblicklich, wie er will. In fünf Pflichtspielen traf der Stürmer des VfL Bochum 1848 immer und insgesamt bereits acht Mal. Damit schoss er den VfL an die Tabellenspitze der 2. Bundesliga.

"Wir haben Qualität im Kader"

Am Freitag (ab 18.15 Uhr im Liveticker) kommt es nun in Bochum zum Spitzenspiel gegen den punktgleichen Karlsruher SC. Vorher beantwortete der 26-Jährige die Fragen von bundesliga.de.

bundesliga.de: Simon Terodde, Sie sind nun rund drei Monate beim VfL Bochum. Die Mannschaft ist Tabellenführer, hat den VfB Stuttgart im Pokal ausgeschaltet und Sie haben schon acht Tore in diesen fünf Spielen erzielt. Hätten Sie sich vorher erträumt, dass der Start so gut verlaufen würde?

Simon Terodde: Träumen ist immer erlaubt, doch die Realisierung solcher Träume ist oft schwer umsetzbar. Es läuft für mich momentan gut, weil es innerhalb der Mannschaft stimmt. Die Jungs unterstützen mich prima und ich bin dann halt dazu da, um die Dinger reinzumachen. Wir haben Qualität im Kader und pushen uns gegenseitig.

bundesliga.de: Wie erklären Sie sich diesen Traumstart der Mannschaft und auch von Ihnen persönlich?

Terodde: Man hat von der ersten Trainingseinheit an gespürt, dass hier etwas zusammenwächst. Die Mannschaft hat einen beinahe totalen Umbruch erlebt, anfangs waren es zehn Zu- und zwölf Abgänge, mittlerweile stehen wir bei 13 Neuen. Die Neuzugänge verfügen alle über Qualität und tragen somit dazu bei, dass wir einen ganz ansehnlichen Fußball spielen. Ich persönlich bin einfach nur froh, dass ich spielen darf und mit meiner Leistung dazu beitragen kann, dass wir erfolgreich sind.

bundesliga.de: Ihre Quote ist beeindruckend. Hatten Sie schon einmal einen vergleichbaren Lauf als Profi?

Terodde: Bisher noch nicht. Mein erfolgreichstes Jahr beim 1. FC Union Berlin war die Saison 2012/13, in der ich in der 2. Bundesliga insgesamt zehn Tore geschossen habe und dazu einmal im Pokal traf.

"Ich will mich noch verbessern"

bundesliga.de: Sehen wir derzeit den besten Simon Terodde aller Zeiten?

Terodde: Einerseits halte ich mich mit solchen, zumal übertriebenen Urteilen schwer zurück. Das sollen andere beurteilen. Aber angenommen, die Aussage würde stimmen, würde es ja andererseits bedeuten, dass ich kein Steigerungspotenzial besäße. Und ich will mich schon noch verbessern …

bundesliga.de: Der VfL agiert mal mit einem System mit einem und mal mit zwei Stürmern. Was bevorzugen Sie? Wie funktioniert das Zusammenspiel mit Stanislav Sestak?

Terodde: Wir haben auch schon mit drei Angreifern gespielt. Grundsätzlich muss ich in jedem System zurechtkommen und finde mich auch dort zurecht. Doch es ist für einen Angreifer meistens leichter, wenn sich die gegnerische Defensive auf mehr als nur einen Stürmer konzentrieren muss. Von daher bin ich schon froh, wenn so ein erfahrener Mann wie Stanislav Sestak, der mir auch schon das eine oder andere Tor aufgelegt hat und dabei selbst gefährlich im Abschluss ist, hilfreich zur Seite steht.

bundesliga.de: Vor Jahren konnten Sie sich unter Trainer Peter Neururer in Duisburg nicht durchsetzen. Jetzt läuft es so viel besser. Welchen Anteil hat der Coach an Ihrer Entwicklung?

Terodde: Einen sehr großen. Wenn ich sauer auf ihn gewesen wäre, wäre ich mit Sicherheit nicht nach Bochum gekommen. Er hat mir damals klipp und klar gesagt, dass ich als junger Spieler noch Zeit benötige, die er mir in dieser Form nicht gewährleisten konnte. Der Kontakt zu ihm ist nie ganz abgerissen und vergangene Saison sind wir uns dann in der 2. Bundesliga wieder begegnet.

"Zuhause teilweise besser gespielt"

bundesliga.de: Obwohl der VfL Spitzenreiter ist, hat er noch kein Heimspiel in der Meisterschaft gewonnen. Damit setzt sich die "Heimschwäche" der Vorsaison fort. Warum tut sich die Mannschaft vor heimischen Publikum so schwer?

Terodde: Na ja, zum einen kann man die Mannschaft in dieser Saison aus den oben angeführten Gründen ja nicht mit jener aus der letzten Spielzeit vergleichen. Zum anderen waren die Spiele gegen Fürth und Union Berlin alles andere als schwach. In beiden Partien hätten wir eigentlich nach 90 Minuten als Sieger vom Platz gehen können. Wir haben in diesen Spielen zuhause sogar teilweise besser gespielt als bei den Auswärtsspielen in Aue und Braunschweig. Das hat auch das Bochumer Publikum gespürt und uns während der gesamten 180 Minuten fantastisch unterstützt. Und so ganz möchte ich den 2:0-Heimsieg im Pokal über den Bundesligisten VfB Stuttgart dann auch nicht unterschlagen…

bundesliga.de: Hat die Länderspielpause der Mannschaft gut getan, um den Akku wieder aufzuladen, oder hätten Sie gerne durchgespielt?

Terodde: Ich bin mir sicher, dass unser Lauf auch nach der Länderspielpause weiterhin Bestand hat. Immerhin haben wir saisonübergreifend seit sechs Pflichtspielen nicht mehr verloren - und da waren weitaus größere Unterbrechungen drin als jetzt diese 14 Tage.

"Stark genug, um gegen den KSC zu gewinnen"

bundesliga.de: Am Freitag empfängt der VfL Bochum den punktgleichen Karlsruher SC, der fast eine Kopie des VfL ist und ebenfalls beide Auswärtsspiele gewinnen konnte. Wie stark schätzen Sie den Gegner ein, worauf muss Bochum vor allem aufpassen?

Terodde: Der KSC verfügt über eine intakte Mannschaft, die schon letzte Saison sehr stark gespielt hat und im Sommer keine gravierenden Abgänge zu verzeichnen hatte. Die Mannschaft ist also nicht nur zusammen geblieben, sie wurde auf der einen oder anderen Position sogar noch verstärkt. Auswärts, auch im Pokal, haben sie in dieser Saison alles gewonnen - das sagt im Grunde genommen auch schon alles über sie aus. Wir sind also gewarnt, ohne jedoch in Ehrfurcht zu erstarren.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass der VfL stark genug ist, sich dauerhaft auf den Aufstiegsplätzen einzunisten?

Terodde: Eine Saison ist sehr lang. Wir sind gut gestartet und wollen so lange wie möglich diesen Rückenwind ausnutzen. Dabei hilft es tatsächlich, sich von Spiel zu Spiel zu orientieren. Und ich glaube, dass wir stark genug sind, um gegen den KSC gewinnen zu können.

Die Fragen stellte Tobias Gonscherowski

Alles zum Spitzenspiel BOC - KSC

Die Partie am Samstag ab 18 Uhr im Live-Ticker