Unter Interimscoach Oliver Reck (l.), der den erkrankten Chef Lorenz-Günther Köstner vertrat, holte die Fortuna 16 von 18 möglichen Punkten aus den letzten sechs Partien
Unter Interimscoach Oliver Reck (l.), der den erkrankten Chef Lorenz-Günther Köstner vertrat, holte die Fortuna 16 von 18 möglichen Punkten aus den letzten sechs Partien

Reck bringt Fortuna auf Vordermann

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Düsseldorf - Eine turbulente Saison mit einem versöhnlichen Ende liegt hinter Fortuna Düsseldorf. Beim Bundesliga-Absteiger saßen drei Trainer auf der Bank, zwischenzeitlich drohten die Rheinländer sogar in den Abstiegskampf hineinzurutschen. Doch dank eines tollen Finishs kämpften sich die Rheinländer noch bis auf Platz 6 hoch (Tabelle). Diesen Schwung will Fortuna nun in die kommende Saison mitnehmen. Wer die Mannschaft dann betreut, wurde allerdings noch nicht bekannt gegeben.

Pokalniederlage als Knackpunkt

Denn die Vereinsführung steckt in einem Dilemma. Der eigentliche Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner ist krank geschrieben, sein Vertreter Oliver Reck der überaus erfolgreiche Liebling der Massen. Reck holte in neun Spielen sieben Siege und 22 Punkte und damit weitaus mehr Dreier und Zähler als seine Vorgänger Mike Büskens und Köstner. Es spricht einiges dafür, dass Reck auch nach der Sommerpause im Amt bleibt. Zu Saisonbeginn war er noch Torwarttrainer.

Mit Büskens wollte Fortuna Düsseldorf innerhalb der nächsten beiden Jahre die Rückkehr in die Bundesliga schaffen. Nach dem vermeidbaren Abstieg sollte der gebürtige Düsseldorfer seinen Heimatclub wieder zurück in die Spur führen. Er schien der geeignete Mann für die Aufgabe zu sein, war ihm doch ein Jahr zuvor der Aufstieg mit der SpVgg Greuther Fürth geglückt. Und das Unterfangen ließ sich gut an.

Mit einem Heimsieg gegen Cottbus und einer starken Vorstellung beim 1:1-Unentschieden in Köln startete Fortuna sehr ordentlich. Doch nach der blamablen 0:1-Pokalniederlage beim Viertligisten SC Wiedenbrück verloren die Fortuna und ihr Trainer komplett den Faden. Es hagelte Rückschläge, selbst ein kurzes Zwischenhoch zwischen dem 7. und 11. Spieltag mit fünf Spielen ohne Niederlage inklusive eines glücklichen 2:1-Heimsiegs gegen den damaligen Tabellenführer Fürth sorgte nicht für Stabilität.

Reck zum Ersten

Ein 1:6-Heimdesaster gegen den SC Paderborn in Runde 12 überstand Büskens noch, drei weitere Niederlagen in den darauffolgenden vier Spielen dann allerdings nicht mehr. Nach 16 Spieltagen war die Ära Büskens bei Fortuna schon wieder vorbei, 19 Punkte hatte er geholt, Platz 15 belegt. Bis zur Winterpause übernahm interimsweise Torwarttrainer Reck die Mannschaft, die er zu zwei Auswärtssiegen und einer couragierten Vorstellung beim 2:3 gegen Herbstmeister Köln führte.

Jenseits von Gut und Böse überwinterte der Deutsche Meister von 1933. Die sportliche Führung unter Wolf Werner traute Reck ein dauerhaftes Engagement aber nicht zu und installierte mit Lorenz-Günther Köstner einen erfahrenen Coach, der seine Hauptaufgabe zunächst darin sah, die wenig sattelfeste Defensive, seinerzeit mit 29 Gegentoren die viertschlechteste der 2. Bundesliga, zu stärken. Das gelang Köstner mit einem uninspirierten und wenig ansehnlichen Sicherheitsfußball auch. In den neun Partien unter seiner Regie holte Fortuna bei einem Sieg, sechs Remis und zwei Niederlagen neun Punkte.

Reck zum Zweiten - Von Rang 14 auf 6

Dann erkrankte Köstner an einer Nervenblockade im Nackenbereich und war bis zum Saisonende außer Gefecht gesetzt. Erneut übernahm Reck, diesmal geradezu triumphal. 16 Punkte fuhr Düsseldorf in den letzten sechs Spielen ein, 18 Tore erzielte die Mannschaft mit attraktivem Angriffsfußball auf einmal, in der Tabelle ging es von Platz 14 rauf bis auf Position 6. Oliver Reck war der gefeierte Mann, mit "Danke, Olli"-Plakaten wurde ihm gehuldigt.

Keine Frage, Reck hat den Schlüssel gefunden und den Erfolg zurückgebracht. Unter ihm blühten Spieler wie Erwin Hoffer, Michael Liendl oder die Youngster Ben Halloran, Tim Golley oder Tugrul Erat auf. Die Mannschaft spielte zielstrebig nach vorne und überzeugte.

Stark gegen die Top 4

Gegen die Topteams der 2. Bundesliga zog sich Fortuna zumeist gut aus der Affäre, gegen Köln lieferte sie zwei starke Partien ab, vor allem beim Remis in Köln, Paderborn wurde auswärts, Fürth daheim geschlagen und gegen Kaiserslautern gewann Düsseldorf sogar beide Duelle, zuletzt am 34. Spieltag mit 4:2. Macht 13 Punkte in acht Spielen gegen die Top 4. Das lässt die Verantwortlichen um Sportvorstand Helmut Schulte, der im Winter nach Düsseldorf gewechselt war, optimistisch in die Zukunft blicken. Denn die Aufstiegspläne zur Bundesliga sind noch nicht vom Tisch.

Vorher muss Schulte allerdings eine Reihe wichtiger Personalentscheidungen treffen. Der Kader soll verringert, etliche Spieler sollen abgegeben werden. Und vor allem in der Trainerfrage muss sich Schulte eine elegante Lösung einfallen lassen. An Reck dürfte aber kaum ein Weg vorbei führen.

Tobias Gonscherowski