VfL-Trainer Peter Neururer (r.) freut sich über "viele Variationsmöglichkeiten" für die Bochumer Offensive in der aktuellen Saison
VfL-Trainer Peter Neururer (r.) freut sich über "viele Variationsmöglichkeiten" für die Bochumer Offensive in der aktuellen Saison

Offensivauftrag erfüllt

xwhatsappmailcopy-link

Bochum - Stanislav Sestak stand nach dem Spiel entspannt im Kabinengang und grinste zufrieden. „Es hat unglaublich Spaß gemacht, wieder in Bochum Fußball zu spielen.“ Dass auch die Zuschauer Spaß hatten am 1:1 gegen Greuther Fürth, daran war der Stürmer selbst nicht ganz unbeteiligt. „Heimkehrer“ Sestak ist einer der Gründe, warum beim VfL wieder ansehnlicher Offensivfußball gespielt wird.

Terodde beweist Torriecher

Noch einen Tag vor der Partie hatte Peter Neururer an die Fans appelliert: „Bitte vergesst das letzte Jahr! Wir möchten gerade im eigenen Stadion wieder attraktiven Fußball zeigen.“ 24 Stunden später war auch dem Trainer der Bochumer die Erleichterung anzusehen. Zwar stand am Ende nur ein Punkt zum Saisonauftakt zu Buche, doch ihren Offensivauftrag hatte die Mannschaft erfüllt – und damit auch die Anhänger begeistern können. „Das Spiel hat den Effekt gehabt, den ich mir zuvor gewünscht hatte. Nach den Erlebnissen im eigenen Stadion im letzten Jahr bin ich froh, dass wir unserem Publikum diese Leistung angeboten haben.“

Eine offensive Gangart von der ersten Minute an ließ den Funken schnell überspringen. Der VfL attackierte früh, hielt das Tempo hoch und erspielte sich seine Möglichkeiten. Und die Torgefahr hat ganz augenscheinlich den Weg zurück gefunden an die Castroper Straße. Hätte in der zweiten Halbzeit nicht Gäste-Keeper Wolfgang Hesl gleich mehrmals in höchster Not gerettet, wäre der VfL als Sieger vom Platz  gegangen. „Wir wollten direkt nach vorne spielen und haben das auch gut umgesetzt. In der zweiten Halbzeit haben wir dann noch einmal einen Zahn zugelegt“, analysierte Torschütze Simon Terodde.

Der Neuzugang aus Berlin bewies gleich zum Auftakt seinen Torriecher. Terodde spekulierte gut und stand genau richtig, als Fürths Korcsmar den Ball an der Strafraumgrenze vertändelte und sich von Sestak den Ball wegspitzeln ließ. „Dann hatte ich ein bisschen Glück, dass mein Schuss dem Keeper durch die Beine rutscht. Aber das ist mir im Endeffekt wurscht“, stellte der 26-Jährige kurz und knapp fest.

Terodde und Sestak - das passt

Dass ausgerechnet eine Co-Produktion zweier Neuzugänge für das Bochumer Tor sorgte, ist bezeichnend. Nach dem verkorksten Vorjahr hat der VfL vor allem seine Offensivabteilung personell aufgerüstet, und das scheint sich auszuzahlen. Stürmer Terodde überzeugte gegen Fürth nicht nur mit seinem Treffer, sondern auch als Anspielstation mit guter Ballbehauptung. Sestak zeigte einige schöne Anspiele und setzte seine Mitspieler gut in Szene – wie etwas auch bei seiner Ablage per Hacke auf den einschussbereiten Yusuke Tasaka.

Während der Japaner als einer von nur vier Spielern aus der vergangenen Saison in der Startformation stand, war sein Pendant auf der anderen Außenbahn ebenfalls ein neues Gesicht. Und der junge Michael Gregoritsch ließ zumindest aufblitzen, warum er zu den größten Talenten Österreichs zählt. Erst auf der linken Seite, später rechts mangels ausreichender Unterstützung der Außenverteidiger noch etwas verloren, wäre ihm später in der Sturmmitte neben Terodde fast der Siegtreffer gelungen. „Schade, dass ich es nicht mehr geschafft habe, den Ball an Hesl vorbeizuspielen. Das war eine Riesenchance“, haderte der 20-Jährige nach der Partie ein wenig mit sich selbst.

Mehr Alternativen für Neururer

Dass Peter Neururer in der zweiten Halbzeit mit Marco Terrazzino – einem weiteren Neuzugang – sowie dem jungen Eigengewächs Selim Gündüz (20) auch über Wechsel für zusätzlichen Druck sorgen konnte, spricht ebenfalls für die Transferpolitik des VfL. „Wir haben in dieser Saison in unserem Kader offensiv viele Variationsmöglichkeiten“, freut sich der Trainer. „Das ist wirklich klasse!“

Gegen Fürth war es aber nicht nur die Offensive, die Akzente setzte. Die ganze Mannschaft zeigte - verglichen mit dem Team des Vorjahres - eine ganze andere Körpersprache, war bissig in den Zweikämpfen, setzte bei Ballverlusten nach, ging engagiert in die Zweikämpfe und spielte auch technisch auf einem höheren Niveau. Eine Vorstellung, die das Publikum honorierte – was wiederum die Spieler beeindruckte. „Ich hatte Gänsehaut schon beim Aufwärmen. Im Spiel war es unglaublich. Die Fans haben uns gepusht ohne Ende. Ich glaube, das war auch ein Grund, warum wir zum Ende hin noch einmal zulegen konnten“, staunte Michael Gregoritsch.

Auf dem Teppich bleiben

Trotz aller aufkeimenden Euphorie im Umfeld bleiben die Profis selbst aber auf dem Teppich. „Es werden auch noch Vereine nach Bochum kommen, die nicht so offensiv agieren wie Fürth. Da müssen wir dann auch die richtigen Mittel finden“, mahnte Simon Terodde. Und auch Stani Sestak, der Mann mit dem nach eigener Aussage großen Spaßfaktor, wollte die gelungene Premiere nicht überbewerten: „Wo wir in der Liga stehen, können wir nach diesem Spiel noch nicht sagen. Aber dieses Mal waren wir das bessere Team mit den besseren Möglichkeiten.“

Aus Bochum berichtet Dietmar Nolte