Sami Allagui (l.) zeigt sich engagiert in seinem Debüt für Hertha BSC
Sami Allagui (l.) zeigt sich engagiert in seinem Debüt für Hertha BSC

Noch ein weiter Weg für die Hertha

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Berlin - Es ist ein durchwachsener Saisonauftakt für Hertha BSC gewesen. Beim 2:2 gegen den SC Paderborn lief vieles noch nicht rund. Aber es gab auch positive Aspekte.

4-2-3-1 statt 4-4-2

Im ersten Spiel der Saison 2012/13 traf der Absteiger aus Berlin auf den Fast-Aufsteiger aus Ostwestfalen - beiden Mannschaften war anzumerken, dass sie sich nach diversen Zu- und Abgängen noch finden müssen.

Der neue Hertha-Coach Jos Luhukay schickte zum Start mit Marcel Ndjeng, Daniel Beichler, Peer Kluge, Marvin Knoll und Sami Allagui gleich fünf Neuzugänge aufs Feld. Was auch daran lag, dass viele potenzielle Stammkräfte gesperrt oder verletzt waren.



In der Vorbereitung schien sich ein 4-4-2 mit Sascha Burchert für den gesperrten Stammkeeper Thomas Kraft und den zwei Sturmspitzen Allagui und Elias Kachunga herauskristallisiert zu haben. Während Burchert tatsächlich den Vorzug vor Nachwuchsmann Philip Sprint erhielt und seine Sache ordentlich machte, blieb der von Mönchengladbach ausgeliehene U-20-Nationalspieler Kachunga auf der Bank. Anstelle des in der Vorbereitung brillierenden Deutsch-Kongolesen entschied sich Luhukay für ein verstärktes Mittelfeldzentrum. Der von Schalke 04 an die Spree gewechselte Peer Kluge, eigentlich im defensiven Mittelfeld zuhause, spielte einen verkappten "Zehner". Dahinter sicherten mit Fabian Lustenberger und Peter Niemeyer zwei weitere "Sechser" ab.

"Wir müssen als Mannschaft Stabilität und Sicherheit finden", begründete Luhukay seine Entscheidung für ein 4-2-3-1-System. Dadurch habe er zu große Räume für den Gegner im Mittelfeld und resultierende Kontersituationen verhindern wollen, erklärte der Niederländer. Das klappte nur bedingt. Zwar spielten sich die Herthaner in der ersten halbe Stunde mehrere gute Chance heraus, vergaßen dabei aber, ein Tor zu erzielen und mussten dann mit dem wie aus dem Nichts gefallenen 0:1 in die Pause gehen. Immer wieder setzten die Paderborner gefährliche Konter. Besser und vor allem effektiver wurde die "Alte Dame" erst nach einer Stunde, nachdem Luhukay mit Adrian Ramos und Ronny für Beichler und Kluge mehr Offensivpower gebracht hatte.

Ronny setzt ein Ausrufezeichen



Vor allem der Brasilianer, dessen Bruder Raffael erst kurz vor Saisonbeginn noch zu Dynamo Kiew gewechselt war, zeigte immer wieder seine Klasse. Den Ausgleich zum 1:1 erzielte Ronny mit einem herrlichen Fernschuss mit seinem schwächeren rechten Fuß selbst. Das 2:2 bereitete der Mittelfeldmann mit einem gefährlichen Freistoß vor, den Gästekeeper Lukas Kruse nur noch abklatschen konnte.

Sami Allagui staubte ab und setzte seine Serie fort: 2012/13 ist die fünfte Saison in Folge, in der der Deutsch-Tunesier gleich am 1. Spieltag traf (vorher für Mainz 05 und Greuther Fürth). Dennoch sah Herthas Premiumtransfer vor allem zwei vergebene Punkte: "Ich bin nicht zufrieden, trotz meines Tores. Wir hatten uns mehr erhofft." Nach dem Spielverlauf müsse man aber mit dem einen Zähler leben, so der 26-Jährige.

Parole: Sieg in Frankfurt



So kann man nach dem 1. Spieltag festhalten: Hertha muss sich noch erheblich steigern, um seiner Favoritenrolle im Aufstiegskampf gerecht zu werden. Das Zusammenspiel sowohl vorne wie hinten hakte noch viel zu oft. Immer wieder zeigte der routinierte Innenverteidiger Roman Hubnik, wie schon letzte Saison, gefährliche Wackler. Zudem darf Luhukays Experiment mit drei gelernten "Sechsern" im Mittelfeld schon jetzt als gescheitert betrachtet werden.

"Wir sind eine neue Mannschaft, mit vielen neuen Spielern", erklärte Fabian Lustenberger, "von daher ist es selbstverständlich, dass noch nicht gleich im ersten Spiel alles klappt". Aber jetzt, so der Schweizer, gehe es darum, "Spiele zu gewinnen". Am kommenden Sonntag beim FSV Frankfurt soll der erste Dreier her. Ob es die Hertha da leichter hat? Lustenberger glaubt, "dass es ein anderes Spiel wird". Aber "wenn wir uns optimal vorbereiten, haben wir gute Chancen, dort zu gewinnen", ist der 24-Jährige optimistisch.

Schließlich gab es auch positive Aspekte der Auftaktpartie. Zum einen die intakte Moral: "Wir sind zwei Mal in schwierigen Situationen zurückgekommen", konstatierte Peer Kluge. Zum anderen hat Luhukay trotz gesperrter und verletzter Spieler schon jetzt die Qual der Wahl: Die eingewechselten Ronny und Ramos untermauerten ihren Anspruch auf einen Platz in der Startelf. Auch der letzte Saison nach Dresden ausgeliehene Youngster Marvin Knoll zeigte sich auf dem linken Flügel als echte Verstärkung. Und von hinten drängen Spieler wie Elias Kachunga, Ben Sahar und Sandro Wagner nach.

Aus Berlin berichtet Andre Anchuelo