Fürth-Keeper Wolfgang Hesl (l.) ist wegen des knapp verpassten Aufstiegs enttäuscht: "Wir waren in beiden Spielen das bessere Team, aber das Leben ist nicht fair"
Fürth-Keeper Wolfgang Hesl (l.) ist wegen des knapp verpassten Aufstiegs enttäuscht: "Wir waren in beiden Spielen das bessere Team, aber das Leben ist nicht fair"

"Das Leben ist nicht fair"

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Fürth - Ungeschlagen und trotzdem raus: Die Spielvereinigung Greuther Fürth bleibt nach dem 1:1 gegen den HSV in der Zweiten Liga. In beiden Spielen präsentierten sich die Fürther mehr als ebenbürtig. Umso optimistischer ist man für die kommende Spielzeit.

Fürth belohnt sich nicht

Die Fürther Spieler sanken ermattet auf den Boden. Einige von ihnen hatten Tränen in den Augen, andere starrten mit leerem Blick auf irgendeinen Flecken am Horizont. Derweil wich die Schockstarre der Kleeblatt-Fans allmählich einer trotzigen Jetzt-erst-recht-Stimmung: Eine Minute nach Schlusspfiff jubelten alle vier Tribünenseiten den Spielern zu. Auch der Stadionsprecher, der betonte, dass "vor der Saison doch keiner gedacht hätte, dass wir um den Aufstieg mitspielen", wurde beklatscht.

Dennoch überwog die Bitterkeit im Fürther Lager. Es gibt schließlich Schöneres, als ungeschlagen aus der Relegation auszuscheiden und dabei zu wissen, dass man im gesamten Hinspiel in Hamburg und im zweiten Durchgang vor heimischer Kulisse richtig stark gespielt hat. "Wir waren auch heute wieder fitter als der HSV und sind viel mehr gelaufen", fand Mittelfeldmann Goran Sukalo. Keeper Wolfgang Hesl, dem das 0:0 im Hinspiel noch schwer im Magen lag, betonte: "Wir waren in beiden Spielen das bessere Team, aber das Leben ist nicht fair."

Das mag schon sein, die Fürther mussten sich allerdings vorwerfen lassen, dass sie im Hinspiel trotz allerbester Chancen kein Tor erzielt hatten, und dem HSV am Sonntag im ersten Durchgang die Initiative überlassen hatten. Der Treffer von Pierre-Michel Lasogga (14.) wurde zudem von einem Stellungsfehler in der Fürther Hintermannschaft begünstigt - es war allerdings der einzige defensive Lapsus im gesamten Spiel.

Kramer: "Wir hatten den HSV am Rand"

Doch da Niclas Füllkrug (88.), Ilir Azemi und Sukalo (90.) allein in der Schlussphase beste Gelegenheiten vergaben, reichte der 1:1-Ausgleichstreffer durch Stephan Fürstner (59.) am Ende nicht zum Aufstieg, der große Traum von der ersten Liga zerplatzte.

"Wir hatten den HSV am Rand, haben ihn aber nicht über diesen Rand gebracht", bilanzierte Coach Frank Kramer, der dann allerdings schnell den Blick auf das Große und Ganze lenkte: "Wir haben insgesamt eine sehr gute Saison gespielt und haben eine tolle Truppe beisammen."

Erste Liga bleibt das Ziel

Und die, so hört man in Fürth, dürfte auch in der kommenden Spielzeit weitgehend beisammen bleiben. Fest steht allerdings, dass der Sportliche Leiter Rouven Schröder, die Spielvereinigung verlässt. Der Manager - das bestätigte Präsident Helmut Hack am Sonntag gegenüber den "Fürther Nachrichten" - wird wohl in der kommenden Spielzeit als "Direktor Profifußball und Scouting" bei Werder Bremen tätig sein. Der 38-Jährige möchte wieder näher bei seiner Familie sein, die in Lübeck wohnt. 

Ebenfalls einen Ortswechsel plant derweil Goran Sukalo. Den Fürther Mittelfeldmann zieht es allerdings nicht weg aus Franken,  dafür möchte er umso dringlicher der Zweiten Liga den Rücken kehren. "Wir dürfen jetzt ein paar Tage traurig sein, aber dann muss der Blick nach vorne gehen, damit wir nächstes Jahr aufsteigen." Und so ganz umsonst war dann ja auch die Relegation nicht, fand Wolfgang Hesl: "Ich glaube, wir haben uns in den beiden Spielen bundesweit Sympathien erarbeitet."

Christoph Ruf