Hängende Köpfe beim 1. FC Kaiserslautern: Nach drei Siegen in Serie ist das Team um Kapitän Marc Torrejon (r.) auf Platz 7 abgestürzt
Hängende Köpfe beim 1. FC Kaiserslautern: Nach drei Siegen in Serie ist das Team um Kapitän Marc Torrejon (r.) auf Platz 7 abgestürzt

FCK in der Formkrise: Murmeltiertage in der Pfalz

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München - Im Fußball kann es manchmal bekanntlich sehr schnell gehen, entscheiden schon kleinste Fehler über große Triumphe und bittere Pillen - und damit über Punkte und Tabellenplätze. Keine vier Wochen sind vergangen, da ließ der 1. FC Kaiserslautern die Konkurrenz aufhorchen und lag sportlich voll auf Kurs: Nach dem Sieg im Big-Point-Spiel gegen die SpVgg Greuther Fürth (2:1) hatte man das erklärte Saisonziel Aufstieg ganz fest im Blick und feierte im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Bayer Leverkusen einen echten Sensationserfolg (1:0 n.V.). Wer sollte diese Roten Teufel noch stoppen?

Viel Arbeit für Runjaic

Nur drei Partien und drei schmerzhafte Niederlegen gegen die Abstiegskandidaten Erzgebirge Aue (0:1), VfR Aalen (1:2) und Energie Cottbus (0:1) später ist die Euphorie in der Pfalz gleichwohl schon wieder dahin. Rund um den Betzenberg herrscht auch deshalb Ratlosigkeit, weil alle drei verlorenen Begegnungen sehr ähnlich abgelaufen sind: Früh in Rückstand geraten, ist der FCK vergeblich angerannt, hat gegen die ebenso kampfstarken wie kompakten Teams aus der unteren Tabellenhälfte aber einfach kein Mittel gefunden. Schon in der vergangenen Saison hatte man auf diese Weise den direkten Wiederaufstieg verspielt. Und täglich grüßt das Murmeltier!

Das aktuelle Resultat ist der Sturz von Rang 3 auf 7. Die Verantwortlichen sind angesichts der jüngsten Entwicklung alarmiert, wollen die Ergebniskrise jedoch in Ruhe aufarbeiten - der Rückstand auf Platz 3 beträgt schließlich bloß fünf Punkte: "Wir werden nicht auf die Mannschaft einprügeln", erklärte Vorstandschef Stefan Kuntz und Trainer Kosta Runjaic ergänzte: "Wir müssen uns Gedanken machen, werden aber nicht in Aktionismus verfallen." Trotzdem fand das Training am Dienstagmorgen hinter verschlossenen Türen statt.

Auch den Spielern geht die Situation natürlich nahe: "Der Aufstieg ist jetzt nicht das Thema. Es geht nur darum, endlich wieder ein Spiel zu gewinnen", haderte Markus Karl mit der Negativserie. Torhüter Tobias Sippel, mittlerweile einer der dienstältesten Profis, ergänzte: "Wir stecken in einer Phase, die nicht einfach für uns ist. Es ist die Phase, wo die Bälle vorne nicht über die Linie gehen und man sich dann hinten einen fängt." Kurzum, in Kaiserslautern gibt es im Moment einfach zu viele Baustellen.

Statistisch gesehen gehört man dabei nach wie vor zu den Spitzenteams. Nur der Tabellenführer 1. FC Köln erspielt sich mehr eigene Torschüsse und Großchancen, zudem ist niemand zweikampfstärker und hat weniger Torschüsse des Gegners zugelassen. In den entscheidenden Momenten hakt es trotzdem. Individuelle Aussetzer in der Abwehr und kapitale Schnitzer im Spielaufbau, Ideenlosigkeit und fehlende Präzision im Mittelfeld, zu wenig Durchschlagskraft im Angriff - kein Mannschaftsteil ist derzeit frei von Problemen.

Auf der Suche nach dem System

Während die mangelnde Sicherheit im Defensivverbund wohl vor allem dem angeschlagenen Selbstbewusstsein geschuldet ist, das in der jetzigen Situation mit jedem Fehler noch größere Schrammen erhält, wirkt die Flaute im hochkarätig besetzten Sturm durch die anhaltende Suche nach dem besten System bzw. der Idealbesetzung hingegen ein Stück weit hausgemacht.

Wenngleich das 4-4-2 vor der Winterpause nicht immer besonders schön, aber durchaus erfolgreich war, hat Runjaic seinem Team im Trainingslager in der Türkei ein 4-2-3-1 verordnet, das sich in den Testspielen auch bewährte. Die Marschroute war klar, man wollte künftig variabler spielen, schwerer ausrechenbar sein und noch dominanter auftreten. Im Wettkampfbetrieb gelang das eher bedingt, weshalb die Pfälzer schon nach dem ersten Pflichtspiel 2014 wieder zum bewährten 4-4-2 zurückgekehrt sind. Mit Mohamadou Idrissou, Olivier Occean, Albert Bunjaku, Simon Zoller und Winterneuzugang Srdjan Lakic ringen nun gleich fünf Stürmer um die Startplätze im Lauterer Angriff - die richtige Mischung ist dennoch noch nicht gefunden, die nötigen Automatismen fehlen.

Zoller vor Comeback

Denn in der Not setzt Runjaic augenscheinlich auf Rotation: In den vergangenen sieben Partien hat der 42-Jährige die Startelf immer auf mindestens drei Positionen verändert. Obendrein sind sich die hoch aufgeschossenen, wuchtigen Stoßstürmer Idrissou, Occean und Lakic von der Spielweise her sehr ähnlich - zu ähnlich. Der wiedergenesene Bunjaku sucht nach monatelanger Pause noch nach seiner Topform und Torgefährlichkeit aus der Vorsaison. Zumindest Zoller, mit zehn Treffern der amtierende Top-Torschütze, steht nach seiner Verletzung aber wieder zur Verfügung.

Schon am Freitag könnte der 22-Jährige dem FCK helfen, einen ersten kleinen Schritt heraus aus dem Tal der Tränen zu machen. Dann empfängt man ausgerechnet den SV Sandhausen, dem im Hinspiel eine einzige Torchance zum Sieg genügt hatte (Vorschaufakten zum Spiel). Um diesmal nicht wieder so einen "Murmeltiertag" zu erleben, setzen die Roten Teufel auf altbekannte Tugenden -  Mannschaftsgeist, Kampf und volle Konzentration: "Da können wir uns nur als Team selbst wieder rausziehen. Wir dürfen jetzt nicht alles infrage stellen, aber wir brauchen jetzt Erfolgserlebnisse", gab Rechtsverteidiger Florian Dick die Richtung vor.

Stefan Missy