SCP-Kapitän Markus Krösche war kurz nach dem Abpfiff in St. Pauli enttäuscht
SCP-Kapitän Markus Krösche war kurz nach dem Abpfiff in St. Pauli enttäuscht

"Haben Unglaubliches geleistet"

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Hamburg - So ganz tief im Inneren hatten die Spieler des SC Paderborn vor dem Spiel beim FC St. Pauli nicht mehr an den Aufstieg geglaubt. Entsprechend die Aussagen nach der 0:5-Niederlage.

Einmaliger Passus in Lizenz-Antrag

"Wir haben eine Saison der Superlative erreicht", zog Markus Krösche eine positive Bilanz der Spielzeit. Ebenso wie Nick Proschwitz, der sich die Zweitliga-Torjägerkanone mit Alexander Meier von Eintracht Frankfurt und Olivier Occean von Greuther Fürth teilen muss (alle 17 Treffer).



"Wir können stolz sein, dass wir etwas Historisches mit dem SCP geleistet haben", so der Angreifer, der die Lorbeeren nicht alleine einstreichen will: "Die Torjägerkanone gehört nicht nur mir, sondern auch der ganzen Mannschaft." Anders als Proschwitz trugen die Tore von Meier und Occean zum Aufstieg ihrer Clubs bei. Den Ostwestfalen fehlten am Ende zwei Pünktchen.

Seine Hausaufgaben hatte der Club, der nach dem FC Augsburg in der vergangenen Saison und der SpVgg Greuther Fürth jetzt als dritter Neuling innerhalb von zwei Jahren in die Bundesliga eingezogen wäre, erledigt. Die Lizenz-Unterlagen für die Bundesliga waren pünktlich eingereicht und enthielten einen für die Liga einmaligen Passus: Da in der ENERGIETEAM ARENA aus Lärmschutzgründen nur bis 22 Uhr gespielt werden darf, musste der SC den Antrag stellen, keine Heimspiele am Freitag austragen zu müssen.

Keine großen Sprünge



Als Vorbild sollten den Paderbornern Vereine wie der SC Freiburg dienen. Finanziell werde man keine Risiken eingehen, hatte Präsident Wilfried Finke angekündigt. Auch die 15.000-Zuschauer-Arena mit gerade mal 5.800 Sitzplätzen sollte nicht ausgebaut werden. Mit bescheidenen Mitteln sollte das Abenteuer Bundesliga angegangen werden.

Der Aufstieg also mehr als ein Traum? Denn auch wenn Spieler und Offizielle nach dem Saisonabschluss am Millerntor sich mühten, das Positive in den Vordergrund zu stellen, die positiven Aussagen klangen wie Lippenbekenntnisse. In ihren Gesichtern konnten die Spieler die Enttäuschung nicht verbergen.

"Haben es uns anders vorgestellt"



"Natürlich will man auch hoch, wenn man so nah dran ist. Die Niederlage ist sehr schade, weil wir uns natürlich viel vorgenommen hatten", gab dann Enis Alushi auf Nachfrage auch zu. "Das ist besonders ärgerlich", rutschte dem Mittelfeldspieler heraus, nachdem er erfahren hatte, dass Konkurrent Düsseldorf mit dem 2:2 gegen den MSV Duisburg tatsächlich gepatzt hatte und der SC Paderborn mit einem Sieg in Hamburg aufgestiegen wäre.

Auch Roger Schmidt gab ehrlich zu, dass er die - wenn auch kleine - Chance wahrnehmen wollte. "Natürlich haben wir uns das heute ganz anders vorgestellt. Ich hatte gehofft, das wir heute noch einmal einen raushauen, aber das ist uns leider nicht gelungen", so der Trainer zu Beginn der Pressekonferenz. Doch lange wollte sich Schmidt mit der Partie nicht auseinandersetzen. "Ob 0:1 oder 0:5 ist mir am Ende auch egal", so der 45-Jährige, der "nach dem 34. Spieltag auf das große Ganze zurückblicken" wollte.

"Haben Unglaubliches geleistet"



"Bei allem Ärger über das letzte Spiel kann man unsere Leistung über die Saison gar nicht hoch genug bewerten. Für unsere Möglichkeiten haben wir Unglaubliches geleistet", stellte Schmidt mit einem "Blick auf die Abschlusstabelle" klar.

"Irgendwann heute Abend werden das auch alle begreifen", war sich Schmidt sicher, dass auch in die Gesichter der Spieler die Freude über das Geleistete zurückkehren werde. In der kommenden Saison will der Club aus der 145.000-Einwohner-Stadt erneut angreifen und versuchen, das Wunder vom Aufstieg wahr werden zu lassen.

Aus Hamburg berichtet Jürgen Blöhs