Matthias Lehmann (l.) und Martin Harnik im Kampf um den Ball
Matthias Lehmann (l.) und Martin Harnik im Kampf um den Ball

Geht da noch etwas?

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Nach dem 1:0-Heimerfolg gegen den FC St. Pauli herrscht im Lager von Fortuna Düsseldorf großer Optimismus. Fünf Spieltage vor Saisonende hat der Aufsteiger wieder die Top 3 der 2. Bundesliga fest im Visier. Nur noch fünf Punkte trennen die Rheinländer vom Relegationsplatz.

Am kommenden Samstag kann die Fortuna mit einem Auswärtssieg in Cottbus den Rückstand auf den FC St. Pauli und den FC Augsburg verkürzen und den Druck weiter erhöhen. Zumal die beiden Konkurrenten im Topduell zwei Tage später aufeinander treffen und mindestens einer, wenn nicht sogar beide Punkte lassen werden.

"Sollte uns nie zu früh abschreiben"

Schon kommen in der Landeshauptstadt Erinnerungen an das Vorjahr hoch, als die Fortuna nach einem kuriosen 5:5 in Braunschweig drei Runden vor Schluss alle Aufstiegschancen verspielt zu haben schien und dann doch noch das Unmögliche schaffte.

"Da hat man gesehen, dass man uns nie zu früh abschreiben sollte", frohlockt Fortunas Mittelfeldspieler Marco Christ. "Wir sind ja dafür bekannt, dass wir da sind, wenn noch etwas geht. Wir sind wieder im Geschäft."

In der Fremde nicht bundesligatauglich

Geht da wirklich noch etwas? Glaubt man den Düsseldorfer Spielern, hängt nun fast alles vom Trip in die Lausitz ab. "Wenn wir einen Dreier in Cottbus holen, sind wir mittendrin im Rennen. Aber nur dann", meint Fortunas Mannschaftskapitän Andreas "Lumpi" Lambertz.

Doch auswärts präsentierten sich die Rheinländer bislang alles andere als bundesliga-tauglich. Gerade einmal 12 Punkte nahmen die Düsseldorfer von ihren Gastspielreisen mit. Bei den Abstiegskandidaten Rostock, Koblenz und Frankfurt gab es ärgerliche Pleiten. Damit rangiert der Traditionsverein in der Auswärtstabelle nur auf Platz 13.

Höhere Etats in Augsburg und St. Pauli

In der heimischen Esprit-Arena dagagen ist die Mannschaft von Trainer Norbert Meier die mit Abstand beste der Liga und die einzige daheim noch ungeschlagene Truppe im deutschen Profifußball. Nur fünf Gegentore kassierte die Fortuna Zuhause. Und Keeper Michael Ratajczak baut den Vereinsrekord mit nun bereits 658 Minuten ohne Gegentor weiter aus. Im Jahr 2010 hat überhaupt noch kein Gastteam in Düsseldorf getroffen.

Alles schön und gut, aber für den Aufstieg reicht das noch nicht. Auf der anderen Seite können die Fortunen ohne den ganz großen Druck die kommenden Aufgaben angehen. St. Pauli und Augsburg, die mit ganz anderen Ansprüchen und viel höheren Etats in die Saison gegangen sind, haben viel mehr zu verlieren. Und gerade Augsburg scheint zuletzt etwas aus dem Tritt gekommen zu sein.

"Wollen den Strohhalm ergreifen"

"Es ist ein schönes Gefühl, wenn man vorher in den Gazetten liest, dass St. Pauli uns mit dem besten Sturm der Liga aus dem Aufstiegsrennen schießen wollte", gestand Abwehrspieler Jens Langeneke nach dem Clou gegen die Hamburger. "Wir haben es in der Hand. Wir müssen auf uns gucken", fordert Langeneke. "Wir haben jetzt bis zum Saisonende keine fünf Freundschaftsspiele, sondern es geht noch um etwas. Wir wollen den kleinen Strohhalm ergreifen. Wir sind aber schon realistisch und können unsere Ausgangslage einschätzen."

Ähnlich sieht es auch Fortuna-Trainer Norbert Meier. "Wir wären gerne auf einem der ersten drei Plätze, aber die Teams, die im Moment dort stehen, haben einfach die bessere Ausgangslage", stapelt der zum "Düsseldorfer des Jahres 2009" gewählte Coach tief. "Doch ich halte nichts für ausgeschlossen, was rechnerisch nicht noch möglich ist."

15 Jahre nach dem letzten Bundesliga-Aufstieg 1995 dürfen die Düsseldorfer Fußballfans weiter vom Durchmarsch von der 3. Liga in die Bundesliga träumen. Das Rennen ist wieder offen.

Aus Düsseldorf berichtet Tobias Gonscherowski