Frank Kramer ist seit etwa einem Jahr Cheftrainer der SpVgg Greuther Fürth
Frank Kramer ist seit etwa einem Jahr Cheftrainer der SpVgg Greuther Fürth

Frank Kramer: Bundesliga ist das klare Ziel

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Fürth - Die Spielvereinigung Greuther Fürth steht auf einem Aufstiegsplatz (Tabelle). Vor dem wichtigen Spiel in Ingolstadt (Vorschau-Fakten) erklärt Trainer Frank Kramer im Interview mit bundesliga.de, warum er die mediale Zurückhaltung aufgegeben hat und seinem Team die Bundesliga zutraut.

bundesliga.de: Herr Kramer, die Spielvereinigung steht derzeit auf dem 2. Tabellenplatz und hat gute Chancen auf den Aufstieg in die Bundesliga. Wahrscheinlich sind Sie darüber weniger überrascht als Fußballinteressierte aus Köln oder Berlin, oder?

Frank Kramer: Das würde ich gar nicht einmal sagen. Du kannst nicht - wie wir das im vergangenen Sommer getan haben - 20 Leute verabschieden, darunter auch sehr viele gute Spieler, die wir sehr gerne behalten hätten und gleichzeitig den sofortigen Wiederaufstieg anpeilen. Deswegen haben wir ganz bewusst davon gesprochen, dass wir eine gute Rolle spielen. Jetzt sind wir sechs Spiele vor Schluss Zweiter, das hätte uns keiner zugetraut.

bundesliga.de: Mittlerweile haben aber auch Sie den Aufstieg als Ziel ausgegeben. Haben Sie keine Angst, dass Ihnen das auf die Füße fallen könnte, wenn es nun doch nicht klappt?

Kramer: Nein, und man darf auch keine Angst vor so etwas haben.

bundesliga.de: Es ist noch gar nicht so lange her, da hätte die Spielevereinigung noch bis zum letzten Spieltag das Wort "Aufstieg" auf den Index gesetzt.

Kramer: Das kann schon sein, aber wir müssen uns in der Kabine in die Augen sehen können. Und ich kann ja schlecht in Interviews Platz 5 als Ziel ausgeben und dann in der Kabine sagen: Jungs, was heute in der Zeitung steht, habe ich gar nicht so gemeint. Dann fragen die sich auch, ob der Trainer noch ganz normal ist. Die Bundesliga ist Ansporn, um die nächsten Spiele erfolgreich zu gestalten.

bundesliga.de: Fürth war in seiner ersten Bundesligasaison nicht immer konkurrenzfähig. Trotzdem trauen Sie sich die Bundesliga zu?

Kramer: Es ist in dieser Saison wirklich schwer zu beurteilen, wie groß der Leistungsunterscheid zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga ist. Die 2. Bundesliga ist sehr ausgeglichen, es ist für alle Mannschaften, auch für die die oben stehen, deshalb schwer, kontinuierlich gute Ergebnisse abzuliefern. Wir sind aber der Überzeugung, dass die meisten Jungs in unserer Mannschaft sich noch weiterentwickeln können - egal in welcher Liga. Letztes Jahr haben wir einige Fehler gemacht, die wir intern aufgearbeitet haben. Aus diesen muss man lernen.

bundesliga.de: Haben auch Sie Fehler gemacht?

Kramer: Natürlich, und ich mache auch heute Fehler, wahrscheinlich sogar jeden Tag. Wo gehobelt wird, fallen eben auch Späne - wie man so schön sagt. Wir sind ein Ausbildungsverein und da ist es auch normal, dass unsere Spieler noch Fehler machen. Ich habe aber das Glück, dass ich eine richtig gute, selbstkritische Mannschaft beisammen habe, die mir Feedback gibt. Ich finde, das muss man bis zu einem gewissen Grad auch zulassen.

bundesliga.de: Beim Kleeblatt wird basisdemokratisch gearbeitet?

Kramer: Wir sind jetzt keine Kommune, aber die Zeiten, wo der Trainer die Ansagen macht und die Spieler zu Befehlsempfängern macht, sind lange schon vorbei. Ein gutes Fußballspiel ist nie Spiegelbild der Arbeit des Trainers, sondern Spiegelbild der Mannschaft, deren Teil der Trainer ist.

Das Gespräch führte Christoph Ruf