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Gerd Schädlich trainierte zuletzt den Chemnitzer FC
Gerd Schädlich trainierte zuletzt den Chemnitzer FC

Fest verwurzelt

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Aue- Fast überall, wo Gerd Schädlich gearbeitet hat, blieb er lange Jahre im Amt. Ein Treffen mit einem Mann, der in seiner Trainer-Karriere noch nie umziehen musste und dessen Bescheidenheit sofort ins Auge fällt.

Pünktlich um zehn Uhr steht Gerd Schädlich am vereinbarten Treffpunkt, dem Rathaus in Chemnitz. Er wirkt nicht sonderlich erstaunt, dass gleich die erste Frage auf einen Aspekt seiner Trainerkarriere zielt, der auf den ersten Blick auffällt: Fast überall, wo der Mann mit dem markanten Schnauzbart gearbeitet hat, hielten es beide Seiten sehr lange miteinander aus.  Über fünf Jahre arbeitete er beim FSV Zwickau, achteinhalb in Aue und zuletzt fünfeinhalb bei seinem Heimatverein, dem Chemnitzer FC.

"Man merkt, wenn es so weit ist"

Anfang Oktober, nach einem 0:4 gegen Münster, war Schluss. Und wie beim Aus in Aue war es selbst, der hinwarf und so auf eine Abfindung verzichtete. "Man merkt, wenn es so weit ist“, erklärt er. „Wenn die Abwärtsspirale erst mal eingesetzt hat, muss man Konsequenzen ziehen. Sonst gibt man den Spielern ein Alibi.“

Die "Freie Presse“ hat Schädlich zu seinem Abschied einen langen Text gewidmet und darin die "Geradlinigkeit“ und "Bescheidenheit“ eines Mannes gelobt, der auch hier, beim Gespräch in einem französischen Cafe, jede Gelegenheit verstreichen lässt, sich selbst zu loben. Man glaubt gerne, dass er die Journalisten nur fragend angeschaut hat, als sie um ein Interview zum 60. Geburtstag baten: "Genügt da nicht eine Meldung?“

Und noch etwas fällt auf. Schädlich, der auf dem kurzen Weg zum Cafe von gleich zwei Passanten freundlich gegrüßt wurde, hatte überall Erfolg: Aue, ein Verein, dessen Etat eigentlich zu klein ist für die Zweite Liga, etablierte er im Profifußball, mit dem CFC stieg er ebenso auf wie mit dem FSV Zwickau, mit dem er 1996 Platz fünf belegte. Schädlich blieb - und das war ein Fehler, wie er heute weiß: "Da musst du als Trainer ausreisen“ schmunzelt er. "Wenn du Fünfter warst, kannst du den Leuten nicht erklären, warum es im nächsten Jahr wieder gegen den Abstieg geht.“

Kein Umzug in den vergangenen 30 Jahren

Schädlich dürfte neben Thomas Schaaf der einzige Trainer sein, der in den vergangenen 30 Jahren nie umziehen musste: Sowohl Aue als auch Zwickau sind schnell mit dem Auto zu erreichen. Und auch in Hoyerswerda und bei Sachsen Leipzig ("da wollte ein Sponsor die Aufstellung bestimmen“), musste er nur selten im Hotel übernachten. Dass sich die Anhänger von Aue, Chemnitz und Zwickau wechselseitig nicht grün sind, hat ihm dabei offenbar nicht geschadet. Oder doch? „Naja, von Aue nach Chemnitz zu kommen, war schon eine Herausforderung“, schmunzelt er. "Anfangs hieß es schon: Was sollen wir mit einem, der vom Schacht kommt?“ Von der vierten in die dritte Liga aufsteigen, zum Beispiel. Und zwar mit einem Trainer, der von 1968 bis 1978 selbst beim FC Karl Marx Stadt spielte und seit 45 Jahren in der Stadt wohnt.

Schädlich muss jetzt los, es wartet ein weiteres Interview. Auch der Kollege wird wohl die Frage nach der weiteren Karriereplanung stellen. "Ich kann mir sowohl Trainer als auch Spielbeobachter vorstellen.“ Und wenn die Angebote ausbleiben? Schädlich hat in den vergangenen Monaten eine ganz neue Erfahrung gemacht: "Ich habe ein paar Biographien von Spielern und Trainern gelesen und tatsächlich mal ein paar Tage meine Tochter in der Nähe von Stuttgart besucht. Für all das war ja in den letzten Jahren nie Zeit.“

Christoph Ruf