Friedhelm Funkel trat in der vergangenen Woche die Nachfolge von Peter Hyballa an
Friedhelm Funkel trat in der vergangenen Woche die Nachfolge von Peter Hyballa an

Fehlstart für Funkel

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Berlin - Das Stadion an der Alten Försterei scheint kein gutes Pflaster für Friedhelm Funkel zu sein. Erst vor einem guten Monat hatte er dort mit seinem Ex-Club VfL Bochum mit 1:2 das Nachsehen. Jetzt verlor der 57-Jährige mit seinem neuen Arbeitgeber Alemannia Aachen, den er erst drei Tage zuvor übernommen hatte, mit 0:2 bei Union Berlin.

Dabei war die Partie bei den "Eisernen" lange Zeit ausgeglichen. Im Nachhinein trauerte Aachens Linksverteidiger Timo Achenbach vor allem der Chance seines Teamkollegen Marco Stiepermann in der 20. Minute hinterher: "Wenn er den reinmacht, läuft das Spiel vielleicht anders." Doch die Leihgabe vom Deutschen Meister Borussia Dortmund zielte knapp am Pfosten vorbei. Stattdessen kassierte die Alemannia sechs Minute vor der Pause nach einer Ecke das 0:1 durch Markus Karl. "Da passte die Zuordnung nicht", räumte Achenbach ein.

Aachen hatte "einfach Pech"

Auch der eingewechselte Benjamin Auer hätte in der 86. Minute immerhin noch den Ausgleich erzielen können, fand aber in Schlussmann Jan Glinker seinen Meister. Insgesamt, so Achenbach, habe man "einfach Pech" gehabt. "Wir haben uns mit dem Trainer gut vorbereitet und dann lange das 0:0 gehalten", verwies der Linksfüßer auf die positiven Aspekte der Partie. "Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken", mahnte Mittelfeldmann Kevin Kratz an und forderte: "Wir müssen weiterarbeiten, weiterarbeiten, Tag für Tag."

Der "Sechser" zeigte sich gleichwohl zuversichtlich: "Ich bin guten Mutes, dass wir da unten raus kommen, denn so schlecht sind wir nicht." Auch in Funkel sieht der 24-Jährige einen positiven Faktor: "Es wurden viele Gespräche geführt, damit wir wieder Selbstvertrauen bekommen." Das habe der neue Coach gut macht, so Kratz, und lobte: "Ich habe ein gutes Gefühl mit dem neuen Trainerteam."

Funkel selbst konstatierte: "2:0 verloren - da kann man natürlich nicht zufrieden sein." Doch auch das Trainerurgestein sah positive Momente: "Wir haben 54 Prozent Ballbesitz gehabt, das ist für Aachen völlig neu." Jetzt müsse aber "dringend ein Erfolgserlebnis" her.

Historische Harmlosigkeit

Denn die Kaiserstädter ließen in der Hauptstadt nicht nur drei Punkte liegen, sondern stellten auch zwei erschreckende Negativmarken auf: Die Alemannen sind jetzt seit 623 Spielminuten ohne eigenen Torerfolg. Letztmals traf Abwehrmann Tobias Feisthammel Anfang August bei der 1:3-Auswärtsniederlage auf St. Pauli. Schlimmer noch: Mit nur einem Treffer ist Aachen das historisch harmloseste Team der obersten beiden Ligen nach den ersten neun Spieltagen. Mit nur vier Zählern und nach wie vor sieglos halten die "Schwarz-Gelben" in der Tabelle der 2. Bundesliga folgerichtig die "Rote Laterne", seit dem 2. Spieltag stehen sie auf einem Abstiegsplatz.

Besonders bitter: Vergangene Saison hatte die Alemannia noch einen formidablen Angriff. Mit 58 Toren stellten die Kaiserstädter (zusammen mit dem FC Augsburg) die drittbeste Offensive der Liga. Als Problem galt die Abwehr, die stolze 60 Gegentreffer zuließ. Inzwischen hat sich die Defensive zwar ein wenig stabilisiert - nur zehn Mal rappelte es im Aachener Kasten, so wenig Gegentore hat kein anderes Team der unteren Tabellenhälfte. Dafür klemmt es jetzt vorne.

Überschaubarer Rückstand

Achenbach, mit 212 Einsätzen der Alemanne mit der größten Erfahrung im Unterhaus, gibt die Hoffnung dennoch nicht auf: "Wir glauben weiter an uns, wir kämpfen weiter und geben weiter Gas." Dann, ist sich der 29-Jährige sicher, "kommen auch die Siege wieder".

Tatsächlich ist der Rückstand aufs rettende Ufer noch überschaubar. Am Freitag ist der FSV Frankfurt zu Gast am Tivoli. Mit einem Sieg könnte Aachen bei etwas Schützenhilfe sogar zum Tabellenmittelfeld aufschließen.

Aus Berlin berichtet Andre Anchuelo