Marcel Reichwein ist von Rot-Weiß Erfurt zum VfR Aalen gewechselt
Marcel Reichwein ist von Rot-Weiß Erfurt zum VfR Aalen gewechselt

"Die 2. Bundesliga ist auch ein bisschen ein Abenteuer"

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München - Der VfR Aalen geht zwar als Underdog, aber voller Vorfreude und Optimismus in seine erste Saison in der 2. Bundesliga. Neu beim Aufsteiger ist Marcel Reichwein, der mit der Empfehlung des Torschützenkönigs (17 Tore) der 3. Liga aus Erfurt kam. bundesliga.de hat exklusiv mit dem 26-Jährigen gesprochen.

bundesliga.de: Marcel Reichwein, Sie sind in Ihrer Karriere schon ganz schön in der Republik herumgekommen und haben bei Vereinen im Westen, Norden, Osten und Süden gespielt. Sind Sie ein Wandervogel?

Marcel Reichwein: Nein, eigentlich nicht. Das hat sich einfach so ergeben. Ich habe in Leverkusen angefangen, hatte dann für drei Jahre in Wuppertal unterschrieben und wurde zwischenzeitlich nach Emden ausgeliehen. Dann bin ich nach Ahlen gewechselt und habe dort 2. Bundesliga gespielt, dann ging es in der Winterpause nach Regensburg. Das war ein turbulentes Jahr. Aber in den letzten beiden Jahren hatte ich in Erfurt eine sehr gute Zeit.

bundesliga.de: Sie wurden in Erfurt Torschützenkönig der 3. Liga und sind jetzt zum Zweitliga-Aufsteiger VfR Aalen gewechselt. Warum?

Reichwein: Das Gesamtpaket hat gepasst. Ich hatte sehr gute Gespräche mit dem Trainer Ralph Hasenhüttl und dem Sportdirektor Markus Schupp. Sie haben mir erklärt, was der Verein vorhat. Das hat mir imponiert. Und für mich ist es die Chance, noch einmal in der 2. Bundesliga zu spielen und diesmal mit mehr Erfolg. Diese Chance wollte ich nutzen.

bundesliga.de: Warum hat es beim ersten Anlauf bei Rot-Weiss Ahlen nicht gereicht?

Reichwein: Das ist schwer zu sagen. In dem halben Jahr haben wir als Mannschaft alle versagt. Ich habe immerhin 14 von 17 Spielen bestritten, elf davon von Anfang an. Aber wir hatten in der Vorrunde schon drei Trainerwechsel. Und dann teilte mir der Verein mit, dass er nicht mehr mit mir plant. Dann bin ich gewechselt, weil es mir wichtig war, dass ich spiele.

bundesliga.de: Haben Sie jetzt nach der tollen Saison in Erfurt viele Angebote bekommen?

Reichwein: Auch wenn man mal eine gute Saison gespielt hat, darf man nicht davon ausgehen, dass automatisch die Angebote ins Haus flattern. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Und es rücken immer mehr Spieler nach, als hinten runterfallen. Der Konkurrenzkampf im Fußball ist groß. Ich bin froh, dass es zuletzt gut gelaufen ist. Jeder Fußballer will spielen. Wenn man sich das nicht zutraut, hat man den falschen Beruf gewählt. Im Moment traut man es mir zu. Es tut gut, dass die Leistung honoriert wurde. Ich versuche jetzt in Aalen das Vertrauen zurückzuzahlen.

bundesliga.de: Wie gefällt es Ihnen in Aalen?

Reichwein: Sehr gut. Aalen ist keine Großstadt. Die Gegebenheiten vor Ort sind gut, der Trainingsplatz liegt nur zwei Minuten vom Stadion entfernt. Das Stadion wurde umgebaut, der Kabinentrakt ist neu. Die Infrastruktur ist gut. Das alles hat mich überzeugt.

bundesliga.de: Wie ist die Stimmung in der Stadt? Freut man sich so ein bisschen auf das große Abenteuer 2. Bundesliga?

Reichwein: Für den Verein und die Stadt ist die 2. Bundesliga etwas ganz Neues. Jetzt kommen einige Schwergewichte zu uns, Vereine wie Kaiserslautern, Hertha, St. Pauli, Dresden oder Köln, die auch viele Fans mitbringen. Die Leute wissen noch nicht genau, was sie erwartet und was auf sie zukommt. Es ist sicher auch ein bisschen ein Abenteuer. Wir nehmen die Herausforderung positiv an. Wir wollen uns behaupten und den Klassenerhalt schaffen.

bundesliga.de: Was haben Sie sich persönlich vorgenommen?

Reichwein: Ich hatte schon einmal die Chance, in der 2. Bundesliga zu spielen, da hat es nicht so richtig geklappt. Ich hoffe, dass es diesmal besser läuft. Wir müssen als Mannschaft, als geschlossene Einheit zum Erfolg kommen. Der Einzelne wird weniger eine Rolle spielen. Wir können nur als Team bestehen. Ich bringe nun auch schon ein bisschen Erfahrung mit. Wir dürfen nicht zu viel wollen und dann verkrampfen, sondern müssen einfach nur unsere Leistung bringen. Natürlich ist es als Stürmer mein Ziel, Tore zu schießen und vorzubereiten. Dafür bin ich ja da. Aber wer die Tore schießt, ist letztlich egal.

bundesliga.de: Das Auftaktprogramm hat es direkt in sich.

Reichwein: Stimmt. Beim Auftaktspiel in Duisburg können wir direkt zeigen, dass wir dagegen halten können. Ich freue mich auf das Spiel in einem schönen Stadion vor vielen Fans. Und eine Woche später kommt dann der 1. FC Kaiserslautern zu uns. Darauf fiebern hier alle schon hin. Wir wollen uns nicht verstecken.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski