FCH-Cheftrainer Frank Schmidt (Mitte) feierte ausgelassen den Aufstieg seiner Mannschaft
FCH-Cheftrainer Frank Schmidt (Mitte) feierte ausgelassen den Aufstieg seiner Mannschaft

Ein unaufhaltsamer Aufstieg

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Heidenheim - Sie haben ausgiebig gefeiert, das geben sie gerne zu beim FC Heidenheim. Trainer Frank Schmidt, dem nach dem 1:1 in Elversberg literweise Bier über den Kopf gegossen worden war, hatte an der Saar noch bekundet, er hätte all die Flaschen lieber getrunken als sie als Shampoo zu verwenden. Nach einer langen Nacht, in der der Aufstieg in die Zweite Bundesliga gebührend begangen wurde, ruderte er zurück. "Ich hätte mir gewünscht, dass ich das eine oder andere Bier weniger getrunken hätte."

Schmidt als Vater des Aufstiegs

Schmidt, der durch die Dokumentation "Trainer" von Filmemacher Aljoscha Pause überregional bekannt wurde, ist seit 2007 als Cheftrainer bei dem Team im Amt, bei dem er selbst jahrelang gespielt hat - in der Stadt, in der er geboren wurde. So jemand muss niemandem lange erklären, dass seine Arbeitsstelle mehr für ihn ist als ein x-beliebiger Job.

Die fachliche Qualifikation des Mannes, der in Heidenheim unisono als Vater des Aufstiegs gefeiert wird, ist sowieso unumstritten. Der Mann, der 2011 zusammen mit Markus Gisdol (TSG Hoffenheim), Tayfun Korkut (Hannover 96), Markus Weinzierl (FC Augsburg), Thomas Schneider und Michael Wiesinger (beide derzeit vereinslos) absolvierte, dachte schon als junger Spieler wie ein Trainer.

Auch Marc Schnatterer, Kapitän und seit Jahren ohne jede Frage einer der besten Individualisten der Dritten Liga, ist eine der Identifikationsfiguren im Team, er spielt seit 2008 im östlichen Württemberg - und schlug ("in Heidenheim wissen beide Seiten, was sei einander verdanken") ein paar weitaus besser dotierte Angebote aus der Zweiten Bundesliga.

"Es ist wirklich unfassbar, wie gut uns die Region mittlerweile annimmt", sagt Manager Holger Sanwald zu bundesliga.de. "Ich glaube, da wird auch honoriert, dass wir uns kontinuierlich weiterentwickelt haben, ohne die Bodenhaftung zu verlieren. Hier herrscht schon eine riesengroße Euphorie." Und die örtliche Wirtschaft zieht mit: 300 Sponsoren aus der Region sind die wirtschaftliche Basis eines Vereins, der zwar einen potenten Hauptsponsor hat, aber dennoch von vielen Mittelständlern getragen wird.

Heidenheim auf Rekordkurs

Die regionale Verwurzelung hat sich in dieser Saison als echter Standortfaktor erwiesen. 8676 Fans kamen im Schnitt zu den Heimspielen - nur RB Leipzig sowie die beiden ehemaligen Bundesligisten aus Duisburg und Rostock konnten mehr Zuschauer begrüßen. Ihr Kommen mussten die Heidenheimer Fans nicht bereuen. In den bisherigen 35 Spielen sammelte der FCH 76 Punkte - und noch neun Punkte sind zu vergeben. Zum Vergleich: In den vergangenen zwei Jahren hatten die jeweiligen Tabellenersten am Ende der Saison 79 Punkte (KSC), bzw 66 Zähler (Sandhausen).

Der Heidenheimer Aufstieg vollzog sich dabei ebenso kontinuierlich wie unaufhaltsam. Noch 2007/2008 spielte man in der Oberliga, ehe man sich nach nur einem Jahr in der Regionalliga Stück für Stück in der Dritten Liga emporarbeitete - bis sich der FCH in dieser Saison einen Status erarbeitete, der dem eines bayerischen Vereins in der ersten Liga gleichkommt. Seit dem siebten Spieltag besetzt der FCH den ersten Tabellenplatz.

Wachsen? Ja, aber langsam

Doch die Dominanz des Teams von der Ostalb war hart erarbeitet, wie Manager Sanwald betont. Der FCH, eine Übermannschaft? "Das mag die öffentliche Wahrnehmung gewesen sein. Aber wenn man täglich mit der Mannschaft zu tun hat, hat man schon gemerkt, wie schwer es ist, jede Woche wieder die optimale Leistung zu bringen."

Und dennoch: Wenn es nach den Verantwortlichen geht, kann es in der kommenden Saison ruhig so weitergehen mit dem unaufhaltsamen Aufstieg des Teams von der Ostalb. Im Sommer soll die Zuschauerkapazität der heimischen Arena auf 15.000 erhöht werden. Im Mai öffnet das Nachwuchsleistungszentrum seine Pforten. Sie wollen weiter wachsen in Heidenheim.

Doch sie wollen dabei nie vergessen, woher sie kommen. Und das wird sich auch in der Transferpolitik niederschlagen: "Ziel ist schon, jede Position doppelt gut zu besetzen und den Konkurrenzkampf zu erhöhen. Das heißt aber nicht, dass wir die Aufstiegsmannschaft jetzt auseinanderreißen.“ Sie wollen sich treu bleiben in Heidenheim - alles andere wäre ja auch nicht nachzuvollziehen.

Christoph Ruf