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Wolf Werner ist seit April 2007 Manager bei Fortuna Düsseldorf
Wolf Werner ist seit April 2007 Manager bei Fortuna Düsseldorf

"Der Aufstieg ist nicht obligatorisch"

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Düsseldorf - Dank des 2:1-Last-Minute-Heimsiegs gegen Dynamo Dresden ist Fortuna Düsseldorf auch während der Länderspielpause Tabellenführer. Die Rheinländer sind nach wie vor ungeschlagen und haben bereits vier Punkte Vorsprung auf den Tabellendritten Greuther Fürth. Im exklusiven Interview mit bundesliga.de spricht Fortuna-Manager Wolf Werner über die Gründe des Düsseldorfer Erfolges.

bundesliga.de: Der Höhenflug der Fortuna geht weiter, sie ist seit 21 Punktspielen ungeschlagen. Wird Ihnen die Serie nicht langsam selbst ein bisschen unheimlich?

Wolf Werner: Unheimlich ist ein Begriff, den ich gewiss auf andere Dinge anwende. Ich freue mich mit dem Team, dass es so gut läuft, ohne diese Serie dabei zu überbewerten. Denn dafür bin ich lange genug im Fußball und kenne eben auch die weniger erfreulichen Seiten.

bundesliga.de: Was zeichnet die Fortuna besonders aus?

Werner: Es macht sich positiv bemerkbar, dass wir aus der vergangenen Saison fast alle Stammspieler haben halten können. Dies hat eine ausgeprägte mannschaftliche Geschlossenheit, das Einstehen des einen für den anderen und Kampfbereitschaft aller zur Folge, die natürlich auch mit spielerischen Qualitäten des Einzelnen einhergeht.

bundesliga.de: Wie erklären Sie sich diese nahezu beispiellose Heimstärke der Fortuna?

Werner: Wir haben eine Anhängerschaft, die hinter der Mannschaft steht und zu 100 Prozent honoriert, wenn unsere Spieler auf dem Platz alles geben. Der Funke springt vom Feld auf die Ränge und von dort aus zurück. Das Publikum verzeiht auch eine Niederlage - wie wir im vergangenen Jahr sehen konnten -, wenn die Leistung stimmt. Das beflügelt sicherlich den einen oder anderen Spieler zusätzlich und macht die phantastische Stimmung in der ESPRIT arena aus.

bundesliga.de: Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten zeichnet die Fortuna aus, dass sie auf Kontinuität setzt. Es gibt eine vergleichsweise geringe Fluktuation im Kader, der Trainer ist schon lange im Amt. Ist das die Hauptursache für den Erfolg?

Werner: Den Weg der Kontinuität schreiben wir seit einigen Jahren nicht nur im sportlichen Bereich sehr groß. Wie schon gesagt: Uns ist es gelungen, den Kern der Mannschaft seit einiger Zeit zusammenzuhalten. Dies ist sicherlich mit ausschlaggebend, dass wir derzeit recht erfolgreichen Fußball spielen.

bundesliga.de: Klopfen Sie sich heute manchmal auf die Schulter, dass Sie in der vergangenen Saison an Norbert Meier auch nach sieben Pflichtspielniederlagen in Serie zum Auftakt festgehalten haben? Warum ist er der ideale Fortuna-Trainer?

Werner: Die Tatsache, dass wir auch nach dem denkbar schlechten Auftakt im Vorjahr zum Trainer gestanden haben, lag nicht nur in meiner Person begründet. Diese Auffassung wurde im gesamten Vorstand vertreten, denn wir haben jederzeit gemerkt, dass die Mannschaft ebenfalls zu Norbert Meier gestanden hat und es keinerlei atmosphärische Störung gab. Außerdem hatte man doch gesehen, dass wir zwar sieben Mal hintereinander verloren, diese Spiele aber kein Armutszeugnis für die Qualität unserer Akteure darstellte. Vielmehr fehlte mitunter das Glück und - von einer Ausnahme abgesehen - waren es fast durchgängig enge Spiele. Norbert Meier hat den Draht zu den Spielern, er hat einen großen Erfahrungsschatz - sowohl als Spieler als auch als Trainer - und er weiß seine Mannschaft richtig zu adressieren. Dies und einige andere positive Faktoren sind ausschlaggebend für seine erfolgreiche Arbeit.

bundesliga.de: Wie nehmen Sie die Stimmung rund um die Fortuna in der Stadt wahr?

Werner: Ich weiß noch sehr genau, wie die Atmosphäre bei meinem Amtsantritt bei der Fortuna im April 2007 war. Es gab viele Vorbehalte, viele negative Erlebnisse und auch sportlich lief es damals nicht rund. Heute, gut vier Jahre später, haben sich die Vorzeichen geändert. Die Fortuna spielt einen attraktiven Fußball, der die Zuschauer begeistert. Man geht zur Fortuna, weil man dort Spaß hat. Und das ist ausschlaggebend.

bundesliga.de: Ist der Aufstieg in die Bundesliga nach dem bislang so erfolgreichen Saisonverlauf jetzt das erklärte Ziel und fast schon ein Muss?

Werner: Ein Aufstieg ist mit Gewissheit nicht obligatorisch. Denn wir als Verantwortliche des Vereins haben uns seit Jahren auf die Fahnen geschrieben, dass die Fortuna organisch wachsen muss. Mit Solidität, Seriösität und Kontinuität. Was wie ein Schlagwortregister klingt, wird bei uns ernst genommen und befolgt. Nur mit einer Schritt-für-Schritt-Politik werden wir in Düsseldorf etwas Nachhaltiges erreichen. Und dies ist unser Ziel.

bundesliga.de: Beim Blick auf die bisherigen Spiele und die Tabelle fällt auf, dass die Fortuna in der Rückrunde bis auf die SpVgg Greuther Fürth alle vermeintlichen Konkurrenten um den Aufstieg (Frankfurt, St. Pauli, Paderborn, Braunschweig, Union) noch im eigenen Stadion empfängt. Könnte dies das große Plus sein?

Werner: Das ist eine Frage, die eher hypothetischer Natur ist. Die 2. Bundesliga ist stark und ausgeglichen. Wieso sollte sich unsere Konzentration nur auf die genannten Vereine richten? Dies wäre nicht nur respektlos vor den anderen Ligabegleitern, sondern zeugte auch von Unterschätzung. Was gewiss der falsche Ansatz für jeglichen Erfolg, der sich am Ende wie auch immer gestaltet, wäre.

bundesliga.de: Zum Abschluss dieses Jahres gibt es noch im DFB-Pokal das Topspiel gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund. Wie sehr freuen Sie sich auf diesen Kracher? Wie stehen die Chancen?

Werner: Wenn wir vor gut drei Jahren gesagt hätten, dass wir 2011 gegen den amtierenden Deutschen Meister in einem Pflichtspiel antreten, hätte dies selbst bei eingefleischten Fans ungläubiges Staunen ausgelöst. Dieses Los wird uns zunächst einmal eine große Kulisse bescheren, ist aber gleichzeitig eine große sportliche Herausforderung. Ohne phrasenschweinverdächtige Aussagen machen zu wollen, aber im Pokal gelten nun einmal eigene Gesetze. Von daher wird die Mannschaft auch in diesem Spiel ihre Chance suchen.

Die Fragen stellte Tobias Gonscherowski