Leon Goretzka (l.) erzielt gegen Dresden den ausgleich für Bochum, Zlatko Dedic eilt dem Youngster hinterher
Leon Goretzka (l.) erzielt gegen Dresden den ausgleich für Bochum, Zlatko Dedic eilt dem Youngster hinterher

"Das war pure Gänsehaut!"

xwhatsappmailcopy-link

Bochum - So buchstabiert man wohl Traumdebüt: Beim feierte VfL-Eigengewächs Leon Goretzka nicht nur mit 17 Jahren seine Premiere im Profi-Fußball, sondern traf auch gleich das Tor.

Nach dem Schlusspfiff brachen alle Dämme. Als der VfL den Rückstand gegen Dynamo mit zwei Treffern gedreht hatte und der Schiedsrichter die Partie abpfiff, kannte der Jubel keine Grenzen. Ganz Bochum erlebte nach Wochen der Ungewissheit über den eigenen Leistungsstand eine kollektive Befreiung inklusive Ehrenrunde und Sprechchören: "Wir sind alle Bochumer Jungs!"

Das galt besonders für einen: Leon Goretzka, geboren in Bochum, seit seinem sechsten Lebensjahr beim VfL aktiv, Eigengewächs mit Riesenpotential - und zarte 17 Jahre jung. Sein Debüt bei den Profis krönte er mit dem Kopfballtreffer zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich.

Außerhalb des Platzes tritt der Youngster zwar noch deutlich zurückhaltender auf als auf dem Rasen - dem Interview nach dem Spiel stellte er sich trotzdem.

Frage: Leon Goretzka, wann wussten Sie, dass Sie tatsächlich in der Anfangsformation stehen würden?

Leon Goretzka: Ich habe erst kurz vor dem Spiel erfahren, dass ich tatsächlich dabei bin. Für mich ist damit ein absoluter Traum in Erfüllung gegangen. Vor solchen Fans zu spielen, macht einfach einen Riesenspaß. Die Stimmung war fantastisch. Diese Anfeuerung pusht einen unheimlich. Es war ein geiles Spiel!

Frage: Nach dem Spiel haben die Fans Ihren Namen skandiert. Wie hat sich das angefühlt?

Goretzka: Vor noch nicht allzu langer Zeit habe ich selbst noch die Namen der Spieler gerufen und sie angefeuert. Jetzt skandieren sie meinen Namen - das war pure Gänsehaut für mich. Unglaublich!

Frage: Sie haben sich auch gleich mit einem Tor in die Herzen der VfL-Fans geschossen. Können Sie die Situation beschreiben?

Goretzka: Der Ball ist perfekt in den Strafraum geflogen. Ich habe nur den Kopf hingehalten, dann flog er auch schon ins Netz. In diesem Moment kommen sehr viele Emotionen hoch, aber dann habe ich mich einfach nur gefreut.

Frage: Ihr Treffer hat die Wende eingeleitet. In der ersten Halbzeit sah es noch nicht nach einem Bochumer Erfolg aus.

Goretzka: Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit auch schon beherrscht. Aber da hat noch das gewisse Etwas gefehlt und auch das letzte Quäntchen Glück. Insgesamt waren wir da noch nicht zielstrebig genug. In der zweiten Halbzeit haben wir das besser gelöst und noch mehr Druck gemacht. Da sind uns auch die Tore gelungen. Ich denke, am Ende war es ein verdienter Sieg.

Frage: Bislang haben Sie zumeist zentral im Mittelfeld gespielt, gegen Dresden aber auf der Außenbahn.

Goretzka: Es ist klar, dass man da spielt, wo der Trainer einen aufstellt. Und vor allem dort, wo man in der Mannschaft gebraucht wird. Wenn der Trainer sieht, dass ich der Mannschaft zurzeit auf der Außenbahn am besten helfen kann, dann versuche ich dort natürlich mein Bestes zu geben. Das muss immer die Devise sein, egal wo man spielt: Alles geben und so viel wie möglich zum Spiel beitragen!

Frage: Aber Sie würden auch gerne mal die zentrale Rolle übernehmen?

Goretzka: Ich kann den Trainer absolut verstehen. Gerade auf den zentralen Mittelfeldpositionen sind Ballverluste im Aufbauspiel oftmals tödlich. Das war auch das, worauf Dresden in dieser Partie gewartet hat. Daher fand ich es absolut verständlich, dass ich außen gespielt habe und innen mit Christoph Dabrowski ein erfahrener Spieler auf dem Platz stand.

Frage: Wie ist die Umgewöhnung an die 2. Bundesliga? Müssen Sie noch einiges dazu lernen?

Goretzka: Es ist vor allem ein ganz anderes Tempo in der 2. Bundesliga als in den Jugendmannschaften. Das merke ich immer wieder. Natürlich gibt es auch noch viele Dinge, die ich gerade auf meiner Position auf der Außenbahn falsch mache. Das war auch gegen Dresden so. Das fällt vielleicht nicht so ins Gewicht, weil ich das Tor erzielt habe. Keine Frage, das war auch für mich das Highlight. Aber ich weiß eben, dass es noch viele Sachen gibt, die ich verbessern muss, damit es am Ende auch ein wirklich gutes Spiel war. Da wird mir aber auch die Erfahrung helfen, die ich auf dieser Position dann von Spiel zu Spiel sammeln kann.

Frage: Zurzeit haben Sie noch Schulferien und können Ihre ganze Zeit dem Fußball widmen.

Goretzka: Das stimmt, ich habe jetzt noch knapp zweieinhalb Wochen Ferien und kann mich ganz auf den VfL konzentrieren. Aber wenn die Schule wieder losgeht, werden wir das auch hinbekommen.

Aus Bochum berichtet Dietmar Nolte