Immer mehr Fans stehen hinter dem FSV Frankfurt, der in der 2. Bundesliga vorne mitmischt (Fotos: Bernd Löser)
Immer mehr Fans stehen hinter dem FSV Frankfurt, der in der 2. Bundesliga vorne mitmischt (Fotos: Bernd Löser)

"Das ist fast schon ein Quantensprung"

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Köln - Die ganz großen Zeiten des FSV Frankfurt liegen weit zurück. 1925 stand der Fußballsportverein im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, das 0:1 gegen den 1. FC Nürnberg verloren ging. Heute ist der 1899 gegründete FSV dabei, aus einer tiefen Versenkung wieder aufzutauchen und einen immer größer werdenden Fan-Zuspruch zu finden.

Natürlich: Im Vergleich zur Frankfurter Eintracht nimmt das Fan-Interesse an Frankfurts Nr. 2 sehr bescheidene Ausmaße an. Auf etwa 250 bis 300 Leute schätzt Jürgen Eimer den harten Kern der Supporter, die sich regelmäßig bei Heimspielen auf der Südtribüne des Volksbank Stadions einfinden.

Nicht nur Fans in Frankfurt-Bornheim

"Das ist objektiv gesehen natürlich wenig. Aber für uns ist das fast schon ein Quantensprung. Vor wenigen Jahren hatten wir in der Oberliga und Regionalliga 15 oder 20 solcher Fans und haben durchschnittlich vor 300 bis 400 Zuschauern gespielt", sagt der FSV-Fanbeauftragte.

Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga am Ende der Saison 2007/08 hat das Interesse an den Schwarz-Blauen auch außerhalb des Stadtteils Bornheim kontinuierlich zugenommen. Aus drei Fanclubs zu Oberligazeiten sind heute immerhin sieben geworden, einer sogar aus Bad Nauheim.

"Zwei Generationen weggebrochen"

"Wir merken ganz deutlich, dass wir von einem reinen Stadtteilclub zu einem überregional beachteten Club werden. Wir haben jetzt Anfragen aus Mannheim oder anderen weiter entfernten Städten, das ist schon neu für uns", meint Eimer.

Wie viele andere Clubs, die eine lange Abstinenz im Profifußball erlebt haben, fehlen auch dem FSV Frankfurt bestimmte Fan-Generationen. "Uns sind bestimmt zwei Generationen weggebrochen. Wir haben kaum Fans im Alter zwischen 20 und 35 Jahren. Entweder sind sie neu bei uns und jünger oder gehören der ehemaligen Kuttengenration an", so Eimer. Immerhin spielte der FSV zwischen 1975 und 1983 sieben Jahre in der 2. Bundesliga und kehrte 1994 nochmals für eine Saison zurück.

Keine Probleme mit Eintracht-Fans

Auf das gestiegene Fan-Interesse hat der FSV auch strukturell reagiert. Neben Jürgen Eimer zählen jetzt auch Ansgar Marx und die Brüder Alexander und Sebastian Ochs zum Kreis der Fanbetreuung. "Wir können dadurch viel mehr anbieten: Fan-Abende oder Fan-Treffs, die Gäste-Fanbetreuung bei Heimspielen gewährleisten und auch unsere 2. Mannschaft in der Regionalliga begleiten."

Das Verhältnis zu den Fans der Frankfurter Eintracht beschreibt Eimer so: "Je jünger, desto unkomplizierter." Unter Rentnern gebe es noch eine Rivalität, die aus alten Zeiten resultiere, in denen sich Eintracht und FSV auf Augenhöhe begegneten. "Heute ist die Eintracht die klare Nr. 1., wir sind die Nr. 2. Das wird allgemein akzeptiert, die Fans beider Mannschaften haben nach dem Regionalliga-Derby der zweiten Mannschaften auch zusammen ihr Bier getrunken."

Fanbus nach Duisburg ausgebucht

Nach zwei letzten Spielzeiten, die ganz im Zeichen des Abstiegskampfs standen, mischt der FSV diesmal überraschend in der vorderen Tabellenhälfte mit. Und gibt dem Fan-Interesse einen weiteren Schub. Deshalb war es auch kein Problem für die FSV-Fanbetreuung, einen eigenen Fanbus für das Auswärtsspiel Freitag beim MSV Duisburg vollzubekommen.

"Einen Sonderzug können wir noch nicht buchen", lacht Jürgen Eimer, "aber selbst vor ein, zwei Jahren wäre es undenkbar gewesen, einen FSV-Fanbus für so einen Termin anzubieten."

Stefan Kusche