Kapitän Marvin Matip ist mit seiner überragenden Zweikampfqoute einer der Erfolgsgaranten beim FCI - © © imago
Kapitän Marvin Matip ist mit seiner überragenden Zweikampfqoute einer der Erfolgsgaranten beim FCI - © © imago

Ingolstadt an der Schwelle zur Euphorie

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Ingolstadt - Bis zuletzt wurde in der Ingolstädter Innenstadt noch fleißig gewerkelt. Pünktlich zur Eröffnung des neuen Fanshops waren schließlich die letzten Handgriffe erledigt. Bis zu 1000 Leute drängten am Samstag in den kleinen Laden - der derzeitige Erfolg weckt das Interesse am FC Ingolstadt.

Mit Hasenhüttl kommt der Erfolg

"Ich würde es nicht als Euphorie bezeichnen", beschreibt Marvin Matip im Gespräch mit bundesliga.de die Stimmung rund um den FCI und ergänzt: "Die Akzeptanz des Vereins und seiner Spieler ist in der Stadt deutlich gestiegen." Der Kapitän weiß wovon er spricht, schließlich hat er in den vergangenen vier Jahren bei den Schanzern auch andere Erfahrungen gesammelt.

Die letzten Spielzeiten seit dem Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga 2010 waren zumeist geprägt vom Abstiegskampf. Jede Niederlage wirkte sich negativ auf die Besucherzahlen im Stadion aus. Vor gut einem Jahr war der erst 2004 gegründete Verein auf dem Tiefpunkt angelangt: Platz 18. Nach einer 1:2-Niederlage gegen FC St. Pauli musste Trainer Marco Kurz seinen Hut nehmen.

Als Nachfolger kam Ralph Hasenhüttl - und mit ihm Schritt für Schritt der Erfolg. Aus einem ungeordneten Haufen habe er "eine füreinander arbeitende Truppe gemacht", erzählt Matip. „Das haben wir in diese Saison übertragen." Von Platz 18 arbeitete sich der FCI bis zum Saisonende auf Platz 10 hoch und seit dem 8. Spieltag dieser Saison grüßen die noch immer ungeschlagenen Oberbayern von Platz 1. "Wir sind aktuell sehr schwer zu bespielen, deswegen stehen wir nicht zu Unrecht da oben", stellt Matip klar.

Hasenhüttl hat die Mannschaft weiterentwickelt, ihr, basierend auf einer sicheren Defensive, mit einem 4-3-3-System eine offensivere Ausrichtung verpasst. "Die Arbeit gegen den Ball steht immer im Mittelpunkt unseres Handelns", erläutert der Coach im Interview mit bundesliga.de das Erfolgsrezept.

Die Zahlen belegen, dass es funktioniert: Die Ingolstädter weisen mit 52,1 Prozent gewonnener Zweikämpfe die zweitbeste Bilanz aller Zweitligisten auf. Insgesamt kassierte die FCI-Defensive nur neun Gegentore, schon sieben Mal stand hinten die Null - beides Bestwerte in der Liga. Und Hasenhüttl hat seinem Team Disziplin beigebracht. Am Ende der Vorsaison brachte es der FCI noch auf acht Platzverweisen, aktuell steht auch in dieser Statistik noch die Null.

Mannschaft verkraftet Rückschläge

Saisonübergreifend ist die Mannschaft seit 17 Spielen ungeschlagen, obwohl im Sommer mit Toptorjäger Philipp Hofmann und dem besten Vorlagengeber Caiuby zwei Schlüsselspieler den Verein verließen. Hinzu kamen zuletzt die schweren Verletzungen von Danny da Costa (Schienbeinbruch) und Stefan Lex (Syndesmosebandanriss). "Wir haben es trotzdem geschafft, diesen Malus zu kompensieren. Das spricht für die Truppe", lobt Hasenhüttl.

"Auch der menschliche Faktor ist wichtig", sagt Matip über die Arbeit mit seinem Trainer. "Er hat ein Zugehörigkeitsgefühl geschaffen - auch bei denjenigen, die mal nicht spielen." Es passt ins Bild, dass der mittlerweile nur noch als Teilzeitkraft agierende Andre Mijatovic gegen Union Berlin den späten Ausgleichstreffer erzielte.

"Haben gelernt, demütig zu sein"

Das Vertrauen in die eigenen Stärken ist mittlerweile so groß, dass selbst ein 0:2-Rückstand nicht zu einer Niederlage führt. "Uns wurden die fehlenden Ergebnisse vorgeworfen", blickt Matip zurück. Doch obwohl die Punktausbeute aktuell kaum Wünsche offen lässt, steigen die Zuschauerzahlen bei Heimspielen nur langsam. Gewinnen allein reicht oftmals nicht. "Wir haben auch schon mal zu hören bekommen, wir sollen schön spielen", berichtet Matip. "Aber wir sind nicht der FC Bayern München, der beides miteinander verbinden kann."

Sollte der FC Ingolstadt seine Serie in den kommenden Wochen fortsetzen, könnten sich beide Teams schon bald in der Bundesliga begegnen. Doch Matip schiebt jegliche Gedanken an einen möglichen Aufstieg beiseite. "In den letzten vier Jahren, die phasenweise hart am Limit waren, haben wir gelernt, demütig zu sein. Denn das Blatt kann sich sehr schnell wenden", sagt der 29-Jährige. "Wir wollen weiterhin mit unserem Fußball erfolgreich sein und bis zum Winter diesen geilen Lauf aufrecht erhalten." Aufkeimende Euphorie wäre dann auch nur eine Frage der Zeit.

Maximilian Lotz